Experte Kaderali über Corona: «Eigentlich kein Thema mehr»

Corona? Da war doch was. Steigende Fallzahlen und neue Varianten
ließen das Thema zuletzt wieder aufkommen. Für den Bioinformatiker
Kaderali kein Grund zur Sorge.

Greifswald (dpa/mv) - Nach Einschätzung des Greifswalder
Bioinformatikers Lars Kaderali müssen die Menschen im Alltag dem
Coronavirus keine besondere Aufmerksamkeit mehr schenken. «Eigentlich
ist es kein Thema mehr», sagte das ehemalige Mitglied des inzwischen
aufgelösten Corona-Expertenrats der Bundesregierung der Deutschen
Presse-Agentur. Es sei eben ein Erreger mehr, der
Erkältungskrankheiten auslöst. «Durch die vielen vorherigen
Infektionen und Impfungen hat es nach wie vor seinen Schrecken
verloren.»

Für Mitglieder von Risikogruppen sei es aber sinnvoll, über eine
Auffrischungsimpfung im Herbst nachzudenken.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte kürzlich die
Prognose ausgegeben, dass neue angepasste Impfstoffe im Verlauf des
Septembers in den Arztpraxen verfügbar sein könnten. Aus dem
Schweriner Gesundheitsministerium hieß es dazu, dass allen
Über-60-Jährigen sowie Risikogruppen eine Impfung hiermit empfohlen
wird. Alle anderen sollen sich von ihrem Hausarzt beraten lassen.

Die aus den Hochzeiten der Pandemie bekannten flächendeckenden
Schutzmaßnahmen sind laut Ministerium aktuell kein Thema. Punktuelle
Maßnahmen können jedoch den Aussagen nach sinnvoll sein. Medizinische
Einrichtungen könnten Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht über ihr

Hausrecht nach einer entsprechenden erhöhten Gefährdungslage
auferlegen.

Nichtsdestotrotz bereite man sich auf den Herbst vor, dann könnten
die Zahlen wieder steigen. Auch Kaderali rechnet mit steigenden
Fallzahlen in der kälteren Jahreszeit, aber hoffentlich weiter mit
solchen Varianten, die nicht vermehrt zu Krankenhauseinweisungen
führen, wie er sagte. Eher könne Personalknappheit in Betrieben
wieder ein Thema werden.

Er hat nach eigener Aussage eher die Grippe im Blick. In Australien,
wo ein halbes Jahr vorher Winter sei, gebe es aktuell sehr viele
Fälle. Natürlich schaue man auch weiter international auf Corona und
die Mutationen.

Kaderali und sein Team prognostizierten während der Corona-Pandemie
anhand von Modellrechnungen das mögliche Infektionsgeschehen. Das sei
nun nicht mehr der Fall. «Simulieren können wir nichts mehr, weil wir
überhaupt keine Daten mehr haben dafür.» Zwar werden noch Daten
veröffentlicht. Allerdings wird wesentlich weniger getestet, weshalb
von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird. Seit etwa sechs Wochen
steigt laut Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl der im Labor
bestätigten Corona-Nachweise im Vergleich zu früheren Zahlen auf
niedrigem Niveau.