Aspartam und das Krebsrisiko - Was über den Süßstoff bekannt ist Von Mia Bucher und Christiane Oelrich, dpa

Der Süßstoff Aspartam wird in vielen Getränken und Speisen verwendet.

Nun gilt er als «möglicherweise krebserregend». Was heißt das für

Leute, die auf Süßstoff setzen, um Kalorien zu reduzieren?

Genf (dpa) - Ist der Süßstoff Aspartam in Diät-Cola oder Kaugummi
möglicherweise krebserregend? Die Internationale Agentur für
Krebsforschung (IARC) sagt: ja. Gleichzeitig gibt die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) aber Entwarnung: Wer die geltenden
Empfehlungen für Höchstmengen am Tag nicht überschreite, setze sich
keiner höheren Krebsgefahr aus, teilt sie mit. Was über den Süßstof
f
bekannt ist:

Was ist Aspartam?

Aspartam ist ein synthetisch hergestellter kalorienarmer Süßstoff. Er
ist laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
etwa 200 Mal süßer als Zucker. Aspartam ist seit vielen Jahren für
den menschlichen Verzehr zugelassen, etwa als Tafelsüßstoff oder in
Lebensmitteln wie Erfrischungsgetränken, Kaugummi, Joghurt, Eis,
Senf, Soßen, sowie in Zahnpasta, Hustensaft und manchen
Vitamintabletten. Der Süßstoff muss auf dem Etikett angegeben sein,
entweder mit Namen oder seiner E-Nummer (E951). Aber wie viel davon
im Produkt ist, erfahren Konsumenten in der Regel nicht.

Was bedeutet die Einstufung der IARC?

Die IARC beurteilt, ob eine Substanz generell bei Menschen Krebs
verursachen könnte. Sie unterteilt untersuchte Stoffe in drei
Kategorien: «möglicherweise krebserregend», «wahrscheinlich
krebserregend» und «krebserregend». Aspartam wurde erstmals
untersucht und landete in der Kategorie «möglicherweise
krebserregend», unter die auch 320 anderen Substanzen fallen. Die
IARC berücksichtigt aber nicht, wie viel ein Mensch zu sich nehmen
müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben. Deshalb ist es möglich,
dass ein Stoff zwar als möglicherweise krebserzeugend eingestuft ist,
die Menge, die ein Mensch üblicherweise etwa über Lebensmittel
aufnimmt, aber so gering ist, dass das Risiko als vernachlässigbar
gilt. Genau dies ist bei Aspartam der Fall.

Was sagt die WHO?

Sie macht anders als die IARC eine Risikoanalyse und berücksichtigt
die konsumierte Menge. Sie hält die Studien, die die IARC heranzog,
für nicht eindeutig genug. Deshalb hält sie den Verzehr im Rahmen
ihrer bislang geltenden Tageshöchstempfehlungen für unbedenklich.

Wie viel Aspartam sollten Menschen täglich höchstens zu sich nehmen?

Die akzeptable Aufnahmemenge pro Tag (ADI) liegt laut EFSA und WHO
bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge kann ein
ganzes Leben lang ohne Bedenken eingenommen werden. Um diesen Wert zu
erreichen, müsste eine 70 Kilogramm schwere Person am Tag
beispielsweise 9 bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark
aspartamhaltigem Diät-Getränk trinken, rechnet die WHO vor.
Allerdings sind die Mengen Süßstoff je nach Getränk und Hersteller
unterschiedlich. Coca-Cola Schweiz berichtete 2020, dass in der
Schweiz Coca-Cola zero und Coca-Cola light etwa 130 Milligramm
Aspartam pro Liter enthielten. Davon könnte ein 70-Kilogramm-Mensch
theoretisch dann am Tag mehr als 20 Liter trinken, ehe er an die
empfohlene Höchstmenge stößt.

Sollte man Lebensmittel mit Aspartam künftig meiden?

Die WHO beruhigt: Dafür bestehe kein Anlass, solange man unter den
täglichen Höchstmengen bleibe. Das Bundesinstitut für Risikobewertung

(BfR) sagt, Aspartam sei eines der am besten untersuchten und von
internationalen Expertengremien wiederholt bewerteten Süßungsmittel.
Das BfR hat auch keine Bedenken. Gleichwohl rät die WHO generell,
sowohl Zucker als auch Süßstoffe zu reduzieren. Besser sei es, etwa
mit Obst zu süßen.

Sind Süßungsmittel gesünder als konventioneller Zucker?

Zum Verhindern von Karies sind Süßungsmittel nach Angaben der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine gute Alternative zu
Zucker. Schlank machten Süßungsmittel per se aber nicht. Bei
ausgewogener Ernährung und Bewegung könnten sie aber beim Abnehmen
helfen, da sie keine Energie lieferten. Die WHO kam im Mai zu einem
anderen Ergebnis. Sie riet davon ab, zuckerfreie Süßstoffe zur
Gewichtskontrolle einzusetzen. Das helfe höchstens kurzfristig, um
abzunehmen oder nicht weiter zuzunehmen. Bei Erwachsenen erhöhe der
langfristige Konsum nach Studien unter anderem das Risiko für
Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu zuckerfreien
Süßstoffen zählt die WHO alle synthetischen und natürlichen
Süßstoffe, auch Produkte aus der Pflanze Stevia.

Ist der Verdacht, dass Aspartam Krebs auslösen könnte, neu?

Den Verdacht gibt es schon lange, ohne dass er in Studien bislang
eindeutig bestätigt wurde. Auch die drei neuen Studien mit Menschen,
die die IARC zugrunde legte, sind nur begrenzt aussagefähig. In
Tierstudien habe es bei extrem hohen Mengen an Süßstoffen Hinweise
auf ein Krebsrisiko gegeben, sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. «Die
Mengen sind allerdings für den menschlichen Verzehr so gar nicht
üblich beziehungsweise unverhältnismäßig hoch, so dass daher keine

direkten Hinweise für den Menschen abgeleitet werden konnten.»

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite