Höchststand bei Krankschreibungen: im Schnitt ein Monat raus aus Job

Lange Zeit lag die durchschnittliche Zahl der Krankentage der
Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern knapp unter 20 pro Jahr. Der
Wert ist 2022 drastisch nach oben geschnellt - infolge der
Corona-Pandemie und ihrer Nebenwirkungen.

Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern sind noch nie so viele
Arbeitnehmer krankheitsbedingt ausgefallen wie im vergangenen Jahr.
Wie die Barmer-Krankenkasse am Freitag in Schwerin mitteilte,
erreichten die Fehlzeiten ihrer Versicherten mit durchschnittlich
27,9 Tagen einen neuen Höchststand. Auch der Zuwachs von fast einem
Drittel zum Vorjahr, als je Erwerbsperson noch 21,5 Ausfalltage
registriert wurden, sei eine Rekordmarke.

Über ähnliche Entwicklungen hatten zuvor auch andere gesetzliche
Kassen berichtet. So verzeichnete die Techniker Krankenkasse (TK)
nach eigenen Angaben im Vorjahr vor allem infolge der Corona-Pandemie
und sprunghaft gestiegener Erkältungen durchschnittlich 25,4
Krankentage bei ihren Versicherten. Der bisherige Höchstwert stammte
von 2018, als 20,1 Krankentage je Beschäftigtem gezählt wurden. Die
Werte für Mecklenburg-Vorpommern lagen 2022 deutlich über dem
Bundesdurchschnitt, den die TK mit knapp 19 Krankentagen angab.

«Für den deutlichen Anstieg der Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2022 kommt

vor allem eine Ursache in Betracht: In der Arbeitswelt haben sich die
Kontakte nach der Corona-Pandemie normalisiert, wodurch insbesondere
Atemwegsinfekte stark anstiegen», erklärte Barmer-
Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach. Nach seinen Angaben lagen die
durch Grippe oder Erkältung verursachten Fehlzeiten 2022 fast dreimal
so hoch wie 2021, als noch weitgehende Kontaktbeschränkungen und
umfassendere Maskenpflicht bestanden.

Die mit Abstand häufigste Ursache für Krankmeldungen seien nach
Auswertung der Daten von 110 000 Barmer-Versicherten in
Mecklenburg-Vorpommern mit Anspruch auf Krankengeld Atemwegsinfekte
gewesen. Danach folgten Virusinfektionen und Rückenschmerzen. Zum
drastischen Anstieg der Ausfallzeiten habe auch geführt, dass
Arbeitnehmer häufiger vom Arzt krankgeschrieben wurden. Während im
Jahr 2021 jede Erwerbsperson im Schnitt 1,3 Mal krankheitsbedingt im
Job ausfiel, waren es 2022 durchschnittlich 2,1 Krankheitsfälle.

Kutzbach zeigte sich überzeugt, dass die in der Pandemiezeit zur
Entlastung der Arztpraxen ermöglichte telefonische Krankschreibung
«nur einen geringen Einfluss» auf die Fehlzeiten hatte.