Sexarbeit: Bundesverband weist Forderungen nach Sexkaufverbot zurück
Sexarbeiterinnen in Deutschland wehren sich gegen Ideen aus der
Unionsfraktion nach einem Sexkaufverbot. Der Vorstoß kam von
CSU-Politikerin Dorothee Bär. Sie findet: «Alles ist besser, als was
jetzt ist.»
Berlin (dpa) - Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter haben Forderungen der
Unionsfraktion nach einem Sexkaufverbot in Deutschland
zurückgewiesen. «Was die CDU und CSU fordert, ist ja das sogenannte
nordische Modell. Da geht es darum, dass wir Sexarbeiterinnen
theoretisch weiter unsere Dienste anbieten dürfen, aber unsere Kunden
machen sich strafbar», sagte Johanna Weber vom Berufsverband
erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) der Deutschen
Presse-Agentur.
Bordelle und andere Prostitutionsstätten wären in diesem Modell
generell verboten, weil sie ausschließlich als Ausbeutungsbetriebe
wahrgenommen würden. Weber sagte dazu: «Für die meisten
Sexarbeiterinnen ist eine Prostitutionsstätte ein sinnvoller
Arbeitsplatz.»
Auslöser der Debatte war eine Äußerung der Vize-Vorsitzenden der
Unions-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, die in der «Welt» eine
andere Rechtslage forderte. «Alles ist besser, als was jetzt ist»,
sagte die CSU-Politikerin. Nur ein geringer Anteil der Prostituierten
in Deutschland sei bei den Sozialversicherungen gemeldet, wie aus
einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der
Unions-Bundestagsfraktion hervorgehe. Bär sagte dazu: «Die
Sozialversicherungszahlen zeigen, dass hier etwas nicht stimmen kann.
Für mich heißt das: Wir können als Staat nicht Frauen in der
Prostitution schützen, sondern müssen sie vor der Prostitution
schützen.»
In der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit waren zum
30. September 2022 lediglich 50 sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte sowie zehn ausschließlich geringfügig Beschäftigte unt
er
der entsprechenden Berufsgattung gemeldet, hieß es in der Antwort der
Bundesregierung.
Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle
Dienstleistungen sagte, es stimme zwar, dass nur wenige Sexarbeiter
und Sexarbeiterinnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien.
Grund dafür sei die Lebensrealität der Branche: «Es klingt immer so
,
wenn nur eine ganz geringe Anzahl an Sexarbeitenden
sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, dass alle anderen
völlig illegal und ohne Krankenversicherung arbeiten. Das stimmt
einfach nicht», sagte Weber.
Sexarbeitende seien sehr viel unterwegs. «Das heißt, die arbeiten
teilweise eine Woche hier, eine Woche da. Das wäre ein wahnsinniger
Verwaltungsaufwand, jedes Mal einen neuen Anstellungsvertrag zu
machen.»
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