) Prozess um Skiunfall - Gwyneth Paltrow siegt in Gerichtsstreit Von Barbara Munker, dpa

Eine gute Woche lang steht Gwyneth Paltrow in einem Gerichtssaal im
Rampenlicht. Es geht um Rippenbrüche, Regeln beim Skilaufen und eine
mögliche Entschädigung nach einem Skiunfall. Die Geschworenen glauben
der Schauspielerin.

Park City (dpa) - Meist mit ernstem Gesicht war Hollywood-Star
Gwyneth Paltrow (50, «Iron Man») seit voriger Woche in einem
Gerichtssaal im US-Staat Utah zu sehen. Sichtlich erleichtert winkte
sie am Donnerstag (Ortszeit) beim Verlassen des Gebäudes
Schaulustigen und Reportern zu. Wenige Minuten zuvor hatte die
Oscar-Preisträgerin in einem schlagzeilenträchtigen Prozess um einen
Skiunfall einen Sieg errungen. Sie habe keinerlei Schuld an einem
Crash im Jahr 2016 auf einer Piste im Skigebiet Deer Valley in Utah
gehabt, befanden acht Geschworene. 

Nach acht Prozesstagen mit vielen Zeugen und Expertenaussagen beriet
sich die Jury nur zweieinhalb Stunden lang und fällte dann ein
einstimmiges Urteil. Die Geschworenen gaben dem Kläger, einem heute
76-Jährigen, die komplette Schuld an dem Vorfall. Er muss Paltrow nun
eine symbolische Entschädigung von einem US-Dollar zahlen. In einer
späteren Anhörung will der Richter noch entscheiden, ob der Mann auch
die Anwaltskosten der Schauspielerin begleichen muss.

Paltrow dankte dem Richter und der Jury in einer Mitteilung für deren
«harte Arbeit». Interviews gab sie nach dem Urteil nicht, aber die
Schauspielerin betonte ihre Bereitschaft, den Fall vor Gericht
auszufechten. Die falsche Behauptung des Klägers einfach hinzunehmen
hätte ihre «Integrität» gefährdet, schrieb Paltrow in ihrem
Statement. Sie hatte eine Gegenklage eingereicht, einen symbolischen
Dollar Schadenersatz und die Erstattung ihrer Anwaltskosten
gefordert. 

Leicht dürfte ihr der Auftritt vor den Gerichtskameras nicht gefallen
sein. Wie im vorigen Jahr in dem bitteren Verleumdungsprozess
zwischen den Ex-Eheleuten Johnny Depp und Amber Heard wurde auch
diesmal jeder Prozesstag im Livestream weltweit übertragen.

So wehrte sich Paltrow im Zeugenstand mit aller Kraft gegen die
Vorwürfe des Klägers, der ihr vorhielt, sie sei «außer Kontrolle»
Ski
gefahren, in ihn gekracht und damit schuld an seinen dauerhaften
Gehirnschäden und vierfachen Rippenbrüchen. Der Rentner hatte
zunächst mehr als drei Millionen US-Dollar Schadenersatz gefordert.
Ein Richter verwarf allerdings einige der Vorwürfe und reduzierte die
mögliche Entschädigungsforderung auf 300 000 Dollar (rund 275 000
Euro).

Der Mann sei «mit den Skiern direkt in meinen Rücken» gefahren, sagte

Paltrow vor Gericht. Sie sei verwirrt gewesen und habe zunächst
befürchtet, der Zusammenstoß sei ein Streich oder sexueller Natur.
«Ich fuhr Ski, und zwei Skier gelangten zwischen meine Skier und
drückten meine Beine auseinander. Und dann drückte ein Körper gegen
mich. Und ich hörte ein sehr seltsames Grunzgeräusch.» Es sei ein
bizarrer Vorfall gewesen: «Ich war wie erstarrt und wurde ein paar
Sekunden später sehr wütend», fügte sie hinzu.

Der Kläger wiederum stellte den Unfall völlig anders dar. Paltrow sei
mit solcher Wucht in ihn hineingefahren, dass er durch die Luft
geschleudert worden sei. Skilehrer, Mediziner und Augenzeugen kamen
zu Wort. Auch frühere Aussagen von Paltrows Kindern, Apple und Moses
Martin, wurden vorgelesen. Sie hatten den Unfall nicht direkt
verfolgt, doch die damals elfjährige Tochter Apple gab an, dass ihre
Mutter wenig später noch schockiert gewirkt habe. Sohn Moses, damals
neun Jahre alt, habe seine Mutter laut schimpfend auf der Piste
vorgefunden.

Paltrow, die mit ihrem Ex-Mann, Coldplay-Sänger Chris Martin, die
Kinder Apple und Moses hat, war damals mit ihrem neuen Freund Brad
Falchuk und dessen Kindern im Skiurlaub. 2018 heiratete die
Oscar-Preisträgerin («Shakespeare in Love») den Drehbuchautoren und
Produzenten.