Wechsel an RKI-Spitze: Schaade übernimmt kommissarisch Präsidentenamt

In der Corona-Pandemie stand Lothar Wieler lange Zeit in der
Öffentlichkeit. Nun hat er das Robert Koch-Institut (RKI) verlassen.
Sein Nachfolger kennt das Haus.

Berlin (dpa) - Mit dem Weggang von Lothar Wieler übernimmt an diesem
Samstag Lars Schaade kommissarisch das Amt des Präsidenten des Robert
Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Der bisherige RKI-Vizechef rückt
zunächst auf unbestimmte Zeit auf den Posten von Wieler, der am
Dienstag am RKI verabschiedet worden war.

Dass Wieler das RKI verlässt, war im Januar angekündigt worden. Der
Schritt erfolgte demnach auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Wieler wechselt ans Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam und wird
dort Sprecher eines Forschungsbereichs zur Digitalisierung von
Medizin und Gesundheitswesen. Er hatte seit 2015 an der Spitze des
RKI gestanden. Einer breiten Öffentlichkeit ist Wieler seit der
Corona-Pandemie ein Begriff. So analysierte er in regelmäßigen
Pressekonferenzen die Infektionslage und forderte die Bevölkerung
immer wieder dazu auf, sich der Situation entsprechend zu verhalten.

Auf Instagram zitierte das RKI aus Abschiedsworten Schaades: Demnach
sei Wieler für die Beschäftigten «ein Präsident zum Anfassen und zu
m
Fachsimpeln von Public Health bis zum 1. FC Köln» gewesen. Wieler
stammt aus dem Rheinland.

Schaade, seit 2011 RKI-Vizepräsident, ist Facharzt für Mikrobiologie
und Infektionsepidemiologie. Er studierte Medizin an der
Georg-August-Universität Göttingen, wo er 1994 auch promovierte. Er
war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Aachen und
später im Referat «Übertragbare Krankheiten, Aids, Seuchenhygiene»

des Bundesgesundheitsministeriums tätig. 2003 habilitierte sich
Schaade im Fach Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der RWTH
Aachen.

Das RKI hat rund 1500 Mitarbeiter. Zu den Zielen gehört unter anderem
der Schutz der Bevölkerung vor Krankheiten. Das RKI hat mehrere
Standorte in Berlin (Wedding und Tempelhof), im brandenburgischen
Wildau und in Wernigerode im Harz. Es wurde 1891 als Königlich
Preußisches Institut für Infektionskrankheiten gegründet und von dem

Arzt Robert Koch geleitet.