Mit Corona im Zug: Britischer Abgeordneter droht Verlust von Mandat

London (dpa) - Weil sie trotz eines positiven Corona-Tests mit dem
Zug von London nach Schottland fuhr, droht einer britischen
Abgeordneten der Verlust ihres Parlamentsmandats. Das Commons
Standards Committee, der zuständige Ausschuss des Unterhauses in
London, empfahl am Donnerstag, Margaret Ferrier für 30 Tage zu
suspendieren. Sie habe den Ruf des House of Commons beschädigt und
Menschen in Gefahr gebracht, urteilte der Ausschuss. Die 62-Jährige
war schon nach dem Vorfall von der Schottischen Nationalpartei (SNP)
aus der Fraktion ausgeschlossen worden.

Wenn Abgeordnete für mehr als zehn Sitzungstage suspendiert werden,
kann in ihrem Wahlkreis eine Petition für eine Nachwahl eingereicht
werden. Wird diese von zehn Prozent der Wahlberechtigten unterstützt,
kommt es zu einer neuen Abstimmung.

Ferrier hatte am 26. September 2020 wegen Symptomen einen Corona-Test
gemacht. Während sie auf das Ergebnis wartete, reiste sie zwei Tage
später per Zug nach London, wo sie unter anderem an einer Sitzung im
Unterhaus teilnahm. Abends erhielt sie per SMS ein positives Ergebnis
- und reiste trotzdem am nächsten Morgen mit dem Zug nach Hause.

«Die Handlungen von Frau Ferrier setzten die Öffentlichkeit und die
auf dem Grundstücke des Parlaments anwesenden Personen wissentlich
und rücksichtslos dem Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 aus und
zeigten eine Missachtung der geltenden parlamentarischen und
nationalen Leitlinien», urteilte der Ausschuss. Sie habe zudem
unehrlich gehandelt und ihre Fraktion absichtlich über den Vorfall in
die Irre geführt. «Wenn Frau Ferrier eine Mitarbeiterin des
öffentlichen Diensts in einer Vertrauens- oder Führungsposition
gewesen wäre, hätte sie für diese oder ähnliche Handlungen mit
schweren disziplinarischen Konsequenzen, möglicherweise
einschließlich der Entlassung, rechnen müssen», hieß es.