Beucher über Zulassung Russlands: «Abkehr von Friedensbotschaften»

Sportler aus Russland und Belarus sollen nach dem Willen des IOC als
neutrale Athleten international wieder starten dürfen. Der deutsche
Behindertensport-Chef Beucher übt Kritik daran.

Bergneustadt (dpa) - Friedhelm Julius Beucher hält die
Wiederzulassung von russischen und belarussischen Sportlern durch das
Internationale Olympische Komitee für eine fatale Botschaft. «Das ist
für mich eine Abkehr von den Friedensbotschaften, die der Sport
eigentlich aussenden soll», sagte der Präsident des Deutschen
Behindertensportverbandes der Deutschen Presse-Agentur: «Es ist für
mich in Anbetracht des mörderischen Vorgehens Russlands eine Sache
von Anstand und Ehrlichkeit, keine wie auch immer geartete
Einfallstür zu öffnen. Wir sind schon in Sachen Doping lange genug
von Russland belogen worden.»

Das IOC trage «mit seinem augenblicklichen Verhalten dazu bei, dass
die Menschen sich immer mehr vom Sport abwenden», sagte der frühere
Sportausschuss-Vorsitzende des Deutschen Bundestages: «Weil sie
sagen, die Infantinos im Weltsport machen den Sport kaputt.» Den
deutschen IOC-Chef Thomas Bach wolle er mit FIFA-Präsident Gianni
Infantino trotz der neuerlichen Kritik an dessen Vorgehen «aber nicht
in einem Atemzug nennen wollen».

Das IOC hatte empfohlen, Sportler aus Russland und Belarus trotz des
russischen Angriffskrieges auf die Ukraine unter bestimmten
Voraussetzungen als neutrale Athleten wieder bei internationalen
Wettkämpfen zuzulassen. Nach der IOC-Entscheidung müssen nun die
Weltverbände entscheiden, ob und wie sie die Vorgaben umsetzen und
die Neutralität der Athleten dieser beiden Länder bei Starts
überwachen. Beim Internationalen Paralympischen Komitee gilt laut
Beucher «bis zur nächsten Vollversammlung im September der
Komplettausschluss russischer und belarussischer Sportler. Und ich
kämpfe dafür, dass dies auch nach September Bestand haben wird.»