Köpping für bessere Verzahnung stationärer und ambulanter Behandlung

Es soll keine «Operation am offenen Herzen» werden, sondern ein genau
geplanter und abgewogener Eingriff. Auch sächsische Krankenhäuser
stehen vor Veränderungen. Die Gesundheitsministerin macht ihnen Mut.

Dresden (dpa/sn) - Sachsen strebt im Zuge der Krankenhausreform eine
bessere Behandlung der Patienten an. «Wir wollen unsere 77
Krankenhausstandorte erhalten. Aber sie werden nicht so bleiben
können, wie sie sind», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping
(SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Nicht mehr alle
Krankenhäuser sollten künftig alles machen, sondern eine
Spezialisierung vornehmen. Das führe zu einer höheren Qualität der
Behandlung. Als Beispiel nannte sie Krebspatienten. Ihre
Heilungschancen lägen um 25 Prozent höher, wenn sie in einem
Krebszentrum statt in einem normalen Kreiskrankenhaus behandelt
würden.

Nach Darstellung Köppings wird die Diagnose des Arztes darüber
entscheiden, an welcher Stelle die beste Therapie geleistet werden
kann. Auch die Behandlungsdauer sei ein Faktor. «Die Liegezeiten in
Krankenhäusern haben sich massiv verändert. Bei einer Blinddarm-
Operation kann man heute in der Regel schon am nächsten Tag nach
Hause.» Früher habe man dafür eine ganze Woche im Krankenhaus
verbringen müssen. «Es gibt Erkenntnisse darüber, dass Patienten mit

einer vergleichsweise kurzen Verweildauer im Krankenhaus eine bessere
gesundheitliche Perspektive haben als andere.» Viele Patienten
könnten nach einer OP auch gut zu Hause betreut werden.

Die Ministerin erinnerte an die laufende Anhörung zum Krankenhausplan
für den Freistaat. Bis Ende März müsse jedes Krankenhaus angeben,
welches Leistungsspektrum es künftig anbiete. Danach finde auf
Regionalkonferenzen die Feinabstimmung statt. «Eine Kooperation
zwischen Krankenhäusern gibt es schon heute. Ich möchte aber, dass
sie nicht nur im Notfall stattfindet, sondern im Alltag. Wer die
Hüftoperation besser leisten kann, soll sie machen.» Das bedeute
keinesfalls, dass die Krankenhauslandschaft ausgedünnt wird. «Es geht
um die beste Versorgung. Im Mittelpunkt steht allein der Patient.»

Köpping zufolge wird die Reform mit einem höheren Stellenwert der
ambulanten Versorgung einhergehen. Oft könnten Patienten ambulant
sogar besser versorgt werden. «Der Patient kommt nach der Diagnostik
dorthin, wo die Spezialisten sitzen und der spezielle medizinische
Fall zum Tagesgeschäft gehört.» Nötig sei aber eine enge Verzahnung

stationärer und ambulanter Behandlung. Nach einer Operation müsse
beispielsweise klar sein, wo der Patient zum Wechseln der Verbände
und zur Nachkontrolle hingehen kann. Mit einer besseren Verzahnung
ließen sich auch kostenintensive Doppeluntersuchungen vermeiden.

Köpping ging auf die angespannte Personalsituation in Krankenhäusern
ein. Die Universitätskliniken in Dresden und Leipzig sähen sich schon
heute mit Anfragen anderer Häuser konfrontiert, ob sie nicht Ärzte
abstellen könnten. «Wir brauchen generell einen besseren Austausch.
So könnte etwa ein Kinderarzt im Krankenhaus dann ambulant arbeiten,
wenn seine Station zu bestimmten Zeiten nicht voll ausgelastet ist.»
Für eine Vernetzung könnten Gesundheitskoordinatoren vor Ort sorgen,
die der Freistaat bereits finanziere. «Wir wollen mit den vorhandenen
Kapazitäten das Angebot erweitern. Dazu brauchen wir Zeit. In
Reichenbach hat die Zeit nicht gereicht.»

Die Ministerin ging damit auf das Schicksal der Paracelsus-Klinik
Reichenbach im Vogtland ein. Die Klinik mit rund 320 Mitarbeitern ist
insolvent und schließt am 31. März. Wegfallende Angebote sollen nun
von anderen Anbietern übernommen werden, darunter von Krankenhäusern
in Zwickau oder Greiz (Thüringen). Landkreis und Kommune planen ein
Versorgungszentrum in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Leider
habe man in Reichenbach nicht rechtzeitig auf die Situation reagiert,
so Köpping: «Seit der Insolvenz der Paracelsus-Gruppe vor vier Jahren
hat man gewusst, dass es Probleme gibt. Doch eine Umstrukturierung
ist aus welchen Gründen auch immer nicht erfolgt. Das bedauere ich.»