Biontech baut an Zukunft mit neuen Produkten - 2023 als Übergangsjahr

Biontech hält den Markt für Corona-Impfstoff weiter für dynamisch.
Doch der Blick des Unternehmens geht zunehmend in Richtung neuer
Produkte. Es geht um Krebstherapien und andere Impfstoffe auf
mRNA-Basis. Dafür wird kräftig in Forschung investiert.

Mainz (dpa) - Der Impfstoffhersteller Biontech arbeitet auch mit dem
Rückenwind eines weiteren Milliardengewinns dank des Corona-Vakzins
an der Entwicklung neuer Produkte. Ein Fokus der Mainzer wird dabei
auf der Entwicklung von Therapien gegen Krebs liegen, dafür baut das
Unternehmen in diesem und im kommenden Jahr auch gezielt
Vertriebsstrukturen für künftige Onkologie-Produkte aus, wie Biontech
am Montag mitteilte. Im Geschäft mit dem Covid-19-Impfstoff, in dem
die Erlöse zurückgehen, wird eine Art Übergangsjahr erwartet. Nachdem

es in den vergangenen Jahren vor allem um Verträge mit Regierungen
gegangen sei, dürften nun kommerzielle Bestellungen zunehmen.

Im vergangenen Jahr fuhr Biontech insgesamt einen Umsatz von 17,3
Milliarden Euro ein nach knapp 19 Milliarden im Jahr davor. Unter dem
Strich verbuchten die Mainzer einen Nettogewinn von 9,4 Milliarden
Euro und damit ebenfalls etwas weniger als 2021 mit 10,3 Milliarden.
2021 hatten Biontech und der US-Partner Pfizer mehr als 2,6
Milliarden Corona-Impfstoffdosen ausgeliefert, im vergangenen Jahr
wurden noch rund 2 Milliarden Dosen in Rechnung gestellt. Für 2023
erwartet das Unternehmen Erlöse von rund 5 Milliarden Euro mit
Covid-19-Impfstoffen.

Man betrachte den Markt für Corona-Impfstoffe weiter als dynamisch,
sagte Vorstandschef Ugur Sahin. Einen nennenswerten Einfluss auf die
Erlöse dürften die laut Biontech gerade laufenden erneuten
Verhandlung über den bestehenden Liefervertrag mit der Europäischen
Kommission haben. Möglich ist nach Unternehmensangaben, dass die
Auslieferung von Impfstoffdosen über mehrere Jahre gestaffelt werde
oder eine Mengenreduzierung erfolge. Biontech rechnet mit einer
saisonalen Nachfrage, wodurch sich die erwarteten Umsätze deutlich in
die zweite Jahreshälfte 2023 verschieben dürften, wenn
witterungsbedingt Infektionskrankheiten typischerweise zunehmen.

«Im Jahr 2023 und darüber hinaus wollen wir weiter in unsere
Transformation investieren», betonte Sahin. Es gehe darum,
kommerzielle Kapazitäten in der Onkologie aufzubauen und auf
Zulassungsstudien hinzuarbeiten. Für künftige Onkologie-Produkte
möchten die Mainzer in diesem und im kommenden Jahr eine
Vertriebsorganisation in den USA, der EU und anderen ausgewählten
Regionen aufbauen.

Insgesamt plant das Unternehmen 2023 Investitionen in Forschung und
Entwicklung in Höhe von 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro. Neben
onkologischen Produkten und Corona-Impfstoffen samt deren Anpassung
an neue Varianten setzt Biontech auf die Entwicklung weiterer
Impfstoffe auf Basis des Botenmoleküls mRNA etwa gegen Malaria oder
Gürtelrose. Außerdem sitzt das Unternehmen mit Pfizer an der
Entwicklung eines kombinierten mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 und
Grippe. Im Dezember war dieser Kombinationsimpfstoff von der
US-Arzneimittelbehörde FDA in ein beschleunigtes Zulassungsverfahren
aufgenommen worden.

Einen Teil des Milliardengewinns aus dem vergangenen Jahr will
Biontech auch in ein weiteres Aktienrückkaufprogramm stecken. Die
Unternehmensführung möchte sich ein entsprechendes Programm in Höhe
von bis zu 0,5 Milliarden Euro US-Dollar für den Zeitraum bis Ende
2023 genehmigen lassen.