Klinik streitet weiter für Versorgung von Extrem-Frühchen

Der lange Kampf für den Erhalt der Versorgung von besonders kleinen
Frühchen an der Mecklenburgischen Seenplatte hat den Bundestag
erreicht. Bei einer Anhörung ließ das Ministerium wenig Bereitschaft
zu Änderungen erkennen. Die Betroffenen geben aber nicht auf.

Berlin (dpa) - Bei einer Anhörung zum Behandlungsverbot für
Extrem-Frühgeborene in Neubrandenburg haben Verantwortliche im
Bundestags-Petitionsausschuss keine Bereitschaft zu Änderungen
erkennen lassen. Der Staatssekretär im Bundesministerium für
Gesundheit, Edgar Franke (SPD), wies am Montag in Berlin mehrfach
darauf hin, Studien würden belegen, dass es für Patienten sicherer
sei, wenn jährlich eine gewisse Mindestzahl an ähnlichen Fällen
behandelt werde. Das bestritt unter anderem der Leiter der
Kinderklinik am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum, Sven
Armbrust. Er untermauerte fachlich, dass die Sterblichkeit bei
Frühchen mit weniger als 1250 Gramm Geburtsgewicht auch in der
jetzigen Klinikstruktur im Nordosten gesunken sei.

«Wir sind besser als Kanada oder Schweden, wo die Zentralisierung
noch weiter vorangeschritten ist», sagte Armbrust. Rund 90 Minuten
dauerte die Anhörung. Sie war möglich, weil die Neubrandenburger mehr

als 100 000 Unterschriften gegen die Schließung
ihres «Perinatalzentrums Level 1» und für den Erhalt der gesamten
Frühgeborenenversorgung gesammelt hatten. 

Die Krankenkassen hatten dem Klinikum ein Behandlungsverbot für
Extrem-Frühgeborene ab Januar 2023 ausgesprochen. Die Klinik erreiche
nicht die vorgegebenen 20 Fälle pro Jahr. Laut Armbrust hatte
Neubrandenburg im Durchschnitt der letzten 10 Jahre vor der
Corona-Pandemie 16 bis 20 solcher Fälle.

Die Neubrandenburger wollen aber nicht aufgeben. «Ein Kampf ist erst
zu Ende, wenn er zu Ende ist», sagte Klinikgeschäftsführerin
Gudrun Kappich der Deutschen Presse-Agentur nach der Anhörung.
Besonders die Krankenhausplanung müsse Ländersache bleiben.

Das Land MV hatte gefordert, dass es für Neubrandenburg eine
Ausnahmegenehmigung geben soll. Das war von Krankenkassen und
Ersatzkassen abgelehnt worden.

Im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern hatte das
Land Klinik-Maximalversorger in Schwerin, Rostock, Greifswald und
Neubrandenburg bestimmt. Ohne die Extrem-Frühchenversorgung in
Neubrandenburg, wo auch Eltern aus Vorpommern und dem Norden
Brandenburgs betreut werden, müssen Eltern und Patienten nun viel
weitere Wege in Kauf nehmen, etwa nach Berlin, Rostock, Schwerin
und Greifswald, das noch eine Ausnahmegenehmigung hat. 

«Es wäre schlimm, wenn bestehende und funktionierende Strukturen
kaputt gemacht werden», sagte Kappich. Sie freue sich, dass
Bundestagsabgeordnete parteiübergreifend Unterstützung zugesagt
hätten. Endgültig will der Petitionsausschuss erst später
einen Beschluss fassen.