Neue Genossenschaft will Hausarztmangel auf dem Land lindern

Amorbach (dpa) - Um die hausärztliche Versorgung auf dem Land zu
sichern, haben acht bayerische Kommunen und eine Stadt aus Hessen ein
genossenschaftliches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ)
gegründet. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) übergab
am Freitag in Amorbach (Landkreis Miltenberg) einen Förderbescheid
über 215 000 Euro. Ab April sollen die ersten Patientinnen und
Patienten behandelt werden. Laut den Betreibern ist es das erste
genossenschaftliche MVZ in Bayern.

Das an der Landesgrenze Bayerns zu Hessen angesiedelte Zentrum ist
laut dem Betreiber, Campus Go, besonders, da es als Genossenschaft
gemeinwohlorientiert und frei von wirtschaftlichen Interessen Dritter
sei. Viele andere MVZ werden von Investoren getragen. Außerdem
erlaube das Modell auch kleinen Kommunen, ein MVZ zu betreiben.

«Dass in der Genossenschaft gleich mehrere Gemeinden mitwirken und
ihre Kräfte bündeln, ist vorbildlich. Ein kleinteiliger Wettbewerb
untereinander um Arztsitze nutzt am Ende niemanden», sagte Minister
Holetschek. Schon im Sommer hatte er investorengetragene
Versorgungszentren kritisiert: «Fremdinvestoren mit reinen
Kapitalinteressen gefährden die Qualität unseres Gesundheitssystems.»


Das genossenschaftliche MVZ startet im kleinen Markt Schneeberg
(Landkreis Miltenberg) und soll demnächst ins benachbarte Amorbach
umziehen. Mittelfristig soll es mehrere Praxisfilialen umfassen. Auch
andere Facharztgruppen könnten beteiligt werden. Mit einer ähnlich
ausgerichteten Genossenschaft im Nordschwarzwald in Baden-Württemberg
gebe es eine enge Zusammenarbeit.

Die hausärztliche Versorgung bereitet vor allem in ländlichen
Regionen seit Jahren Kopfschmerzen. Über ein Drittel der
Allgemeinmediziner in Bayern ist laut Kassenärztlicher Vereinigung
Bayern (KVB) über 60 Jahre alt. Viele Praxen finden keinen
Nachfolger.

Ein MVZ kann für Ärztinnen und Ärzte interessant sein, da sie hier
als Angestellte arbeiten können. Dadurch müssen sie sich um weniger
Bürokratie kümmern als in einer eigenen Praxis und haben weniger
wirtschaftliche Unsicherheit. Außerdem soll die Arbeit im Team und
die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit Mediziner anlocken.