Brandenburg will Long-Covid-Patienten besser helfen

Tausende Menschen leiden unter Spätsymptomen von Corona - wie viele
Long-Covid-Betroffene es gibt, ist aber nicht bekannt. In Brandenburg
soll mehr für diese Patienten getan werden.

Potsdam (dpa/bb) - Die Hilfe für Patienten mit Long Covid soll
in Brandenburg nach dem Willen des Landtags verbessert werden. Eine
Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Freitag in Potsdam dafür, dass
die Landesregierung darauf hinwirkt, in Berlin und Brandenburg
Angebote zur Verbindung von Forschung und Versorgung zu schaffen.
Außerdem soll die Landesregierung beim Bund den geplanten Aufbau
eines Netzwerks von Kompetenzzentren sowie die Forschung nach
Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einfordern. Die Forderungen
stehen unter dem Vorbehalt, dass dafür genug Geld im Haushalt
vorhanden sein muss.

Das Direna-Netzwerk (Diagnostik, Rehabilitation und Nachsorge) soll
nach dem Antrag der Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen
finanziell unterstützt werden, damit praktizierende Ärzten schnell
neue Erkenntnisse erhalten. Hinter Direna stehen vor allem die
Chefärztin der Klinik für Innere Medizin am St. Josefs-Krankenhaus
Potsdam, Gesine Dörr, und der Ärztliche Direktor des
Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen, Martin Spielhagen.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht großen
Handlungsbedarf. «Wir müssen weiter forschen und wir müssen den
Menschen Hoffnung auf Besserung und Linderung geben», sagte sie. Es
gehe darum, Symptome rechtzeitig zu erkennen, zu behandeln und so
eine chronische Krankheit zu vermeiden. Das Direna-Netzwerk brauche
solide Strukturen, damit es tragfähig bleibe.

Bisher gibt es nach Angaben der Ministerin keine verlässlichen Zahlen
für die von Long Covid betroffenen Menschen. Neue Analysen aus
Großbritannien weisen auf eine Betroffenheit von 10 bis 30 Prozent
nach einem milden Covid-Verlauf und vermutlich von bis zu 50 Prozent
nach schwerem Verlauf hin. Die Studien hätten auch ergeben, dass eine
Corona-Impfung das Risiko von Long Covid um die Hälfte senke.

Der frühere Gesundheitsminister Günter Baaske (SPD) forderte mehr
Mittel für die Forschung. Er verwies darauf, dass das
Bundesforschungsministerium Mittel in Höhe von 12,5 Millionen Euro
zur Forschung nach Covid-19-Spätsymptomen einplant. Das
Bundesgesundheitsministerium hatte angekündigt, 100 Millionen Euro in
die Forschung zur Versorgung von Long-Covid-Patienten zu investieren.

Der Linke-Gesundheitspolitiker Ronny Kretschmer kritisierte, die
richtigen Ansätze der Koalition würden durch den Haushaltsvorbehalt
infrage gestellt. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion
BVB/Freie Wähler, Christine Wernicke, sprach von einem Alibiantrag.

Die AfD-Fraktion warf der Koalition vor, Betroffene von Impfschäden
zu wenig in den Blick zu nehmen. «Sie blenden es komplett aus», sagte
AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Die AfD stellte einen
Zusammenhang zwischen Long Covid und Impfschäden her - das wies neben
Nonnemacher auch Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt zurück. Nach
Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) führt
weniger als eine von 10 000 Impfungen zu schweren Impfschäden.