Behörden bemühen sich um Eindämmung von Marburg-Ausbrüchen in Afrik a

Das Marburg-Fieber beginnt wie viele andere Tropenkrankheiten - dann
kommen Krämpfe, Durchfälle und Blutungen dazu. Bis zu neun von zehn
Erkrankten sterben. Nun kämpfen gleich zwei afrikanische Länder
zugleich gegen Ausbrüche.

Genf/Malabo/Daressalam (dpa) - Nach Ausbrüchen des tödlichen
Marburg-Fiebers in zwei afrikanischen Ländern will die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Erreger rasch eindämmen - auch
vielversprechende Impfstoffe sollen zum Einsatz kommen. Sowohl in
Äquatorialguinea, einem kleinen Staat mit 1,5 Millionen Einwohnern an
Afrikas Westküste, als auch im ostafrikanischen Tansania mit rund 63
Millionen Einwohnern sind erstmals Krankheitsfälle aufgetreten.

Das mit dem Ebola-Erreger verwandte Marburgvirus löst Symptome wie
Fieber, Krämpfe, blutiges Erbrechen und Durchfall aus. Je nach
Behandlungsmöglichkeiten sterben bis zu 88 Prozent der Erkrankten.

Noch seien keine Impfstoffe oder Therapeutika zugelassen, aber es
gebe Impfstoffkandidaten und Medikamente, die im Kampf gegen den
Ausbruch helfen könnten, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom
Ghebreyesus in Genf. Nach dem Ausbruch in Tansania stehen Experten
bereit, um dort vielversprechende Impfstoffe zu testen. «Die
Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche
sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die
nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben», sagte
Tedros. Auch in Äquatorialguinea hatte die WHO dies angeboten.

In Äquatorialguinea deuteten Fälle, die in bis zu 150 Kilometer
Entfernung voneinander nachgewiesen wurden, auf eine größere
Verbreitung des Virus hin, teilte die WHO am Donnerstag mit. Von neun
seit Februar laborbestätigten Erkrankten starben demnach sieben. 20
weitere Tote waren wahrscheinlich ebenfalls infiziert. Wegen der Nähe
zu den Nachbarländern Kamerun und Gabun sieht die WHO ein mittelhohes
Risiko für die Region sowie ein hohes Risiko für das Land selbst,
dessen Einwohner laut UN zu den ärmsten Menschen der Welt gehören.

Die Übertragungskette müsse schnell unterbrochen werden, um «einen
möglichen großflächigen Ausbruch und den Verlust von Menschenleben zu

verhindern», sagte der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Matshidiso
Moeti. «Marburg ist hochvirulent, kann aber durch den sofortigen
Einsatz eines breiten Spektrums von Maßnahmen zur Bekämpfung des
Ausbruchs wirksam kontrolliert und gestoppt werden.»

Der Ausbruch in Tansania wurde am Dienstag bekannt. Acht Infektionen
wurden dort laut Gesundheitsministerium nachgewiesen, fünf Menschen
starben. Der Ausbruch sei unter Kontrolle und konnte auf die Region
Kagera im Nordwesten des Landes beschränkt werden, hieß es. Tansanias
Regierung verkündete am Donnerstag Reisebeschränkungen und Maßnahmen

zur Kontaktnachverfolgung für die betroffene Region. Die
Inkubationszeit beträgt der WHO zufolge zwischen zwei und 21 Tagen.

Die WHO hat die Virus-Familie, die das Marburg-Fieber und die ebenso
lebensgefährliche Krankheit Ebola auslöst, auf einer Prioritätenliste

für mehr Forschung und die Vorbereitung auf größere Ausbrüche. Bei

der Liste gehe es um Bakterien und Viren, die Ausbrüche verursachen,
sich ausbreiten und zu einer Pandemie werden könnten, sagte Ana Mario
Restrepo von der WHO-Pogramm für gesundheitliche Notfälle.

Marburg-Fieber ist eine sogenannte Zoonose, sie überträgt sich
zunächst vom Tier auf den Mensch. Die Krankheit ist unter Menschen
hochansteckend durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten. Kranke haben
zunächst hohes Fieber, Hals-, Muskel-, Bauch- und Kopfschmerzen sowie
Durchfall. Dazu kommen bei schwerem Verlauf starke Blutungen und ein
Befall des zentralen Nervensystems. Das Virus heißt Marburg, weil
sich in der hessischen Stadt 1967 Laborangestellte mit dem bis dahin
nicht bekannten Virus bei Versuchsaffen infizierten.

Auch ohne Impfstoffe und Medikamente könne schon viel gegen die
Ausbreitung von Marburg-Fieber getan werden, sagte Tedros: «Die
sorgfältige Ermittlung von Kontaktpersonen, ihre Isolierung und die
Pflege (Kranker) sind wirksame Instrumente, um die Übertragung von
Marburg zu verhindern und Leben zu retten.»

Zuletzt waren im vergangenen Jahr drei Menschen im
westafrikanischen Ghana gestorben. Ausbrüche des Marburg-Fiebers gab
es davor laut WHO in Guinea (2021), Uganda (2017, 2014, 2012, 2007),
Angola (2004-2005), der Demokratischen Republik Kongo (1998 und
2000), Kenia (1990, 1987, 1980) und Südafrika (1975).