Politiker aus Nigeria in England wegen Organhandels schuldig befunden

London (dpa) - Ein Paar aus Nigeria und ein weiterer Mann sind am
Donnerstag in London wegen einer Verschwörung zum Organhandel
schuldig gesprochen worden. Wie die britische Nachrichtenagentur PA
aus dem Londoner Strafgerichtshof Old Bailey berichtete, hatten sie
versucht, einen 21 Jahre alten Mann aus ihrem Heimatland gegen Geld
zum Spenden einer Niere zu bringen. Das Strafmaß soll am 5. Mai
verkündet werden. Es handelt sich um die erste Verurteilung im Rahmen
eines neuen Gesetzes gegen Moderne Sklaverei in Großbritannien.

Die Organ-Transplantation sollte in einem Krankenhaus in London
durchgeführt werden, wurde aber von den Medizinern dort wegen
Bedenken abgelehnt. Erhalten sollte das Organ die schwer nierenkranke
25 Jahre alte Tochter des verurteilten Paares. Bei dem Vater soll es
sich um einen nigerianischen Politiker handeln, der im Senat des
Landes sitzt. Der andere Mann sei als «medizinischer Mittelsmann» in
die Verschwörung verwickelt gewesen.

Der Plan war der Staatsanwaltschaft zufolge, dass der Organspender
umgerechnet 7000 Pfund (umgerechnet etwa 7920 Euro) als Gegenleistung
für seine Niere erhalten sollte sowie die Möglichkeit, in
Großbritannien zu bleiben. Er hatte zuvor in der nigerianischen Stadt
Lagos auf einem Markt Handyzubehör verkauft, das er in einer
Schubkarre als mobilem Laden transportierte. Dem Krankenhaus
gegenüber war er jedoch als Cousin der Politiker-Tochter vorgestellt
worden.

Als die Transplantation am Widerstand der Ärzte scheiterte, fürchtete
der junge Mann um sein Leben, verließ London und schlief mehrere Tage
auf der Straße, bevor er in eine Polizeiwache ging. Er gab dort an,
bis zu seiner Ankunft in Großbritannien im vergangenen Jahr, nichts
von den Plänen für eine Organspende gewusst zu haben.