Menschliche Knochenfragmente von Verbrechensopfern bestattet

Berlin (dpa) - Letzte Ruhe für Opfer von Verbrechen im Namen der
Wissenschaft: Mit einer öffentlichen Trauerfeier sind am Donnerstag
in Berlin mehrere Tausend Knochen bestattet worden. In fünf
Gebeinekisten wurden die bei Grabungen gefundenen etwa 16 000
Knochenfragmente auf dem Waldfriedhof in Dahlem zu Grabe getragen.
«Die inhumane Praxis des Forschungsrassismus sah für die Überreste
keine Bestattung vor und warf sie in Gruben», sagte Daniel Botmann
vom Zentralrat der Juden. «Heute tragen wir zahlreiche Leben, deren
Stimmen und Biografien ausgelöscht wurden, zu ihrer letzten
Ruhestätte.»

Die Knochenfragmente wurden seit 2015 auf dem jetzigen Gelände der
Freien Universität (FU) gefunden. Im Nationalsozialismus war dort das
Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und
Eugenik beheimatet. Die genaue Herkunft der Knochen konnte nicht
abschließend geklärt werden, auch weil die Verbände wie der
Zentralrat der Juden eine weitere Untersuchung der Fragmente
abgelehnt hatten. Im Raum stehen Verbindungen zum
Nationalsozialismus, dem Vernichtungslager Auschwitz und dem KZ-Arzt
Josef Mengele, aber auch zur Kolonialgeschichte.

«Eine Spezifizierung der Opfer nach bestimmten Gruppen würde
letztlich nur die rassistischen Methoden und Ideologien der
Vergangenheit reproduzieren», sagte der FU-Präsident Günter Ziegler.

«Das heißt aber auch: Wir können den Opfern keine Namen und kein
Gesicht mehr zuordnen. Aber wir können uns ihrer erinnern.»