Experte: Großbritannien hat zu Corona-Beginn versagt

London (dpa) - Drei Jahre nach Beginn des ersten Corona-Lockdowns in
Großbritannien sieht ein Experte große Versäumnisse der britischen
Regierung in der anfänglichen Reaktion auf das Virus. «Die
unzureichende Reaktion auf die Pandemie zu Beginn hat dazu geführt,
dass Großbritannien im Sommer 2020 im internationalen Vergleich eine
der höchsten Raten an Übersterblichkeit hatte», sagte Azeem Majeed,
Experte für öffentliche Gesundheit am Imperial College London, der
Deutschen Presse-Agentur. Durch die schnellen und konsequenten
Impfungen habe sich dies jedoch im Laufe der Jahre verbessert.

Am 23. März 2020 begann in Großbritannien der erste Corona-Lockdown,
nachdem der damalige Premierminister Boris Johnson zuvor noch
kurzzeitig den Plan verfolgt hatte, das Virus durch die Bevölkerung
rauschen zu lassen und damit eine Herdenimmunität zu erreichen - ohne
Rücksicht auf die zu erwartenden hohen menschlichen Verluste.

Seit Beginn der Pandemie sind in Großbritannien mehr als 220 000
Menschen gestorben, bei denen Covid-19 als Ursache auf dem
Totenschein vermerkt ist. Damit gehört das Land zu den am schwersten
von dem Virus getroffenen Ländern in Europa.

Der 23. März wird als Gedenktag an die Opfer der Pandemie begangen.
Die britische Hilfsorganisation Covid Aid sammelt auf ihrer
Internetseite Veranstaltungen und Hilfsangebote für Trauernde.
Schulen und andere Organisationen sind eingeladen, Momente der
Erinnerung und Reflexion zu schaffen.

Dass die britische Regierung Corona weitgehend abgehakt habe, baue
auf der vergleichsweise guten Immunisierung der Bevölkerung auf,
sagte Experte Majeed. Allerdings werde das Pandemiegeschehen auch
weniger engmaschig überwacht. «Das Risiko einer schwereren Welle
bleibt aber bestehen», so Majeed - etwa durch gefährlichere Varianten
oder eine abnehmende Immunität der Gesellschaft.