Dreijähriger stirbt nach Operation: Anklage gegen zwei Ärzte erhoben

Kassel (dpa/lhe) - Nachdem vor fast zwei Jahren ein dreijähriges Kind
nach einer Operation in einer Kasseler Arztpraxis gestorben ist, hat
die Staatsanwaltschaft Kassel Anklage gegen zwei Ärzte erhoben. Wie
ein Sprecher der Behörde am Mittwoch mitteilte, richtet sich die
Anklage wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen
gegen einen 58-jährigen HNO-Arzt sowie einen 66-jährigen
Anästhesisten. Zuvor hatte die «Hessisch/Niedersächsische Allgemeine
»
(HNA) berichtet.

Dem dreijährigen Patienten wurden den Angaben zufolge im April 2021
unter Vollnarkose in der Praxis des HNO-Arztes im Rahmen einer
ambulanten Operation Polypen entfernt. Im Aufwachraum kam es demnach
zu Komplikationen. Den Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor,
«den reanimationspflichtigen Zustand» des Jungen nicht früher bemerkt

und aufgrund dessen nicht unverzüglich gehandelt zu haben. Sie hätten
es pflichtwidrig versäumt, das Kind im Aufwachraum sowohl apparativ
als auch personell ausreichend zu überwachen. «Insbesondere fehlte es
nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in der Aufwachphase an einer
Erhebung von sogenannten Vitalparametern, wie Sauerstoffsättigung,
Herzfrequenz und -rhythmus», erklärte der Sprecher.

Erst als der Anästhesist den Venenzugang aus der Armbeuge des Jungen
entfernt habe, soll er demnach festgestellt haben, dass etwas nicht
in Ordnung sei und habe daraufhin Reanimationsmaßnahmen eingeleitet.
Den Tod des Kindes konnte er damit aber nicht verhindern. Es soll
schließlich an einem Sauerstoffmangelschaden des Hirngewebes
gestorben sein.