Viele Unternehmen sehen Burnout und Co. als wachsendes Problem

Mehr Arbeit, komplexere Aufgaben, mobiles Arbeiten - der Wandel der
Arbeit geht an der Psyche der Beschäftigten oft nicht spurlos
vorüber. Viele Verantwortliche zeigen sich alarmiert.

Berlin (dpa) - Psychische Belastungen und Burnout spielen aus Sicht
vieler Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen künftig eine
zunehmende Rolle. Knapp 39 Prozent der befragten Geschäftsführer und
Verantwortlichen geben laut einer Studie an, dass solche Belastungen
am Arbeitsplatz in ihren Unternehmen bereits heute eine große
Bedeutung hätten. In drei Jahren haben demnach Burnout und Co. nach
Einschätzung von sogar 70 Prozent der befragten Verantwortlichen eine
große Bedeutung. Das geht aus der am Mittwoch in Berlin vorgestellten
Studie des Konstanzer Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung
im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hervor.

Verschiedene Krisen, nötige Anpassungen an veränderte Märkte und die

umfassende Digitalisierung zählten zu den psychischen
Belastungsphänomenen, sagte die TK-Personalvorständin Karen
Walkenhorst. Laut der Erhebung sehen rund 86 Prozent der
Unternehmensverantwortlichen die schiere Menge der Aufgaben als eine
aktuell große Herausforderung am Arbeitsplatz. Knapp 77 Prozent sehen
die Komplexität der Aufgaben als eine solche Herausforderung.

Bei den Versicherten zählten psychische Erkrankungen ebenfalls zu den
Hauptursachen für Fehlzeiten, wie Walkenhorst anhand von TK-Daten
deutlich machte. Laut der Krankenkasse stiegen die durchschnittlichen
Fehltage aufgrund psychischer Diagnosen bei den eigenen Versicherten
im vergangenen Jahr weiter an.

Pro erwerbstätiger Person fehlten die Versicherten 2022 im Schnitt an
3,33 Tagen wegen psychischer Diagnosen, im Vorjahr waren es 3,17
Tage. Diagnosen, die auf Burnout hinweisen, führten dabei laut der
Kasse bei im Schnitt 1,95 Tagen zur Krankschreibung nach 1,85 Tagen
im Jahr 2021. 2012 waren es erst 1,47 Fehltage im Schnitt wegen
solcher Diagnosen.

Vorbeugung und Abhilfe müssten ganzheitlich angelegt sein, sagte
TK-Vorständin Walkenhorst. «Ein Yogakurs reicht nicht.» So schaffe
eine gute und klare Kommunikation in einem Unternehmen Sicherheit für
die Beschäftigten. «Gute Unternehmenskultur stärkt das
Gemeinschaftsgefühl», sagte Walkenhorst. Auf der anderen Seite gelte
auch: «Schlechte Führung kann krank machen.»

Angebote zur Stressbewältigung existieren heute laut Studienleiter
Mark Hübers oft nur in überschaubarem Umfang. So wird eine Stärkung
persönlicher Ressourcen und die Bewältigung von Stress nach Angaben
von nur 39 Prozent der Verantwortlichen in ihren Unternehmen und
öffentlichen Einrichtungen angeboten. Teils weit mehr Angebote
beziehen sich auf die Arbeitssicherheit, betriebliches
Eingliederungsmanagement nach längerer Arbeitsunfähigkeit sowie auf
Sport und Bewegung.

Für hybrid, also teils im Homeoffice Beschäftigte gibt es nach
Angaben von fast 80 Prozent der befragten Verantwortlichen in ihren
Unternehmen und Einrichtungen Vereinbarungen über flexible
Homeoffice-Tage. Angebote zum Thema Achtsamkeit gibt es laut 38
Prozent in ihren Unternehmen. Von speziellen Angeboten gegen eine
Entgrenzung von Arbeit und Freizeit berichteten 14 Prozent.