Sonne, Mond und Sterne im April - Endlich mal Merkur sehen Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Im April hat Venus einen großen Auftritt am Firmament. Sie strahlt so

hell, dass es zu Verwechslungen kommen kann. Bei einem anderen
Planeten haben Sterngucker eine besondere Chance.

Stuttgart (dpa) - Mit Umstellung der Uhren auf Sommerzeit taucht in
der nun später einsetzenden Abenddämmerung als erstes Gestirn am
Westhimmel die Venus auf. Man sieht sie im April lange bevor die
anderen Sterne und Planeten sichtbar werden. Die Venus ist Glanzpunkt
am Abendhimmel. Sie strahlt so auffällig, dass manche sie nicht als
Planeten erkennen, sondern einen Spionageballon oder etwas anderes
vermuten.

Venus erklimmt die nördlichsten Bezirke des Tierkreises und passiert
das sogenannte Goldene Tor der Ekliptik, das von den beiden offenen
Sternhaufen Hyaden und Plejaden gebildet wird. Am 10. April zieht die
Venus drei Grad südlich an den Plejaden vorbei und passiert am 20.
Aldebaran im Stier weit nördlich.

Die Untergänge unseres inneren Nachbarplaneten erfolgen immer später.
Am 1. geht Venus eine halbe Stunde vor Mitternacht unter, am
Monatsende erst eine halbe Stunde nach Mitternacht. Die Sichel des
zunehmenden Mondes kommt am 23. bei Venus vorbei. Das dürfte einen
interessanten Anblick am Himmel geben.

Auch Merkur ist im April am Abend zu sehen, was sonst im Jahr nie der
Fall ist. Wer noch nie den kleinsten Planeten im Sonnensystem mit
eigenen Augen gesehen hat, sollte die Gelegenheit nutzen. Die
günstigste Zeit, um Merkur zu beobachten, sind die Tage vom 3. bis
13. April. Gegen 20:30 Uhr wird der flinke Planet in der
Abenddämmerung tief am Westhimmel sichtbar. Bald darauf verschwindet
er im Horizontdunst. Bis 13. verspäten sich seine Untergänge auf 22
Uhr. Letztmals wird man Merkur unter guten Sichtbedingungen am 16.
mit bloßen Augen sehen können.

Mars kann nach Einbruch der Dunkelheit hoch am Westhimmel gesehen
werden. Unser äußerer Nachbarplanet wandert durch das Sternbild
Zwillinge. Seine Glanzzeit ist allerdings vorüber, seine Helligkeit
nimmt weiter ein wenig ab. Am 26. wird der Rote Planet vom Mond im
Ersten Viertel besucht.

Saturn taucht allmählich am Morgenhimmel auf. Ab der Monatsmitte kann
man mit Aussicht auf Erfolg nach dem Ringplaneten spähen. Saturn
wandert durch das Sternbild Wassermann. Der Aufgang des Ringplaneten
erfolgt am 1. kurz vor 6 Uhr morgens, Ende April wenige Minuten nach
vier Uhr. Jupiter hält sich am Taghimmel auf und bleibt nachts
unbeobachtbar.

Der Ostervollmond strahlt am 6. im Sternbild Jungfrau nahe ihrem
Hauptstern Spica. Mit 367 968 Kilometer befindet sich der Mond am 16.
in Erdnähe. Am 20. tritt um 6.13 Uhr die Neumondphase ein. Dabei
bedeckt der dunkle Neumond die Sonne. Es ereignet sich eine
ringförmig-totale Sonnenfinsternis, die aber von Europa aus nicht
sichtbar ist. Denn der Mondschatten streicht über Teile des Indischen
Ozeans, Australien, Ozeanien sowie Teilen des Pazifiks und streift
die Antarktis. Am 28. trennen den Mond in Erdferne 404 299 Kilometer
von uns.

Nach Einbruch der Nacht sieht man den Großen Wagen hoch über unseren
Köpfen, fast im Scheitelpunkt oder Zenit des Himmelsgewölbes. Vom
Großen Wagen ausgehend findet man schnell den Polarstern. Man
verlängert die Strecke zwischen den beiden hinteren Kastensternen
etwa fünf Mal in der Biegerichtung der Deichsel. Dann trifft man auf
den Polarstern, auch als Nordstern bekannt. Er steht nämlich ganz in
der Nähe des Himmelsnordpols, um den sich das Himmelsgewölbe mit
allen Gestirnen täglich dreht. Der Polarstern ist nicht der hellste
Stern am Firmament. Seine Helligkeit ist ähnlich der Helligkeit der
Wagensterne, weshalb er gut zu erkennen ist. Der Polarstern hilft,
die Himmelsrichtungen zu finden.

Der mittlere Stern in der Deichsel des Großen Wagens heißt Mizar und
dient als Augenprüfer. Normalsichtige sollten neben Mizar ein
lichtschwaches Sternchen sehen, Alkor oder das Reiterlein genannt.
Denn Alkor reitet gewissermaßen auf der Deichsel des Großen Wagens.

Wie ein riesiger Zeigefinger deutet die Deichsel des Großen Wagens
auf einen hellen, orangen Stern am Osthimmel. Er wird Arktur, der
Bärenhüter genannt und ist der hellste Stern im Bild des Bootes, dem
Rinderhirt. Arktur ist 37 Lichtjahre von uns entfernt. Der Bootes
treibt die sieben Wagensterne um den Himmelspol, wie ein Hirte die
Ochsen um den Göpel.

Den Südhimmel beherrscht der Löwe. Er ist das Leitsternbild des
Frühlingshimmels. Ein großes Sterntrapez markiert den Rumpf dieses
königlichen Tieres, ein kleines, aufgesetztes Trapez den Kopf mit der
Mähne. Der Hauptstern des Löwen heißt Regulus, was so viel wie
kleiner König bedeutet. An ihm zieht die Sonne jährlich am 23. August
vorbei. Denn der Löwe gehört zu den dreizehn Tierkreissternbildern.
Regulus ist eine bläuliche, heiße Sonne in 77 Lichtjahren Entfernung.

Im Südosten ist das Sternbild Jungfrau aufgegangen mit ihrer
bläulichen Sonne Spica. Mit Spica ist das Frühlingsdreieck nun
komplett. Spica ist mit 260 Lichtjahren der entfernteste der drei
Sterne des Frühlingsdreiecks, zu dem noch Arktur und Regulus gehören.

Die Wintersternbilder haben weitgehend das Feld geräumt. Orion ist
untergegangen, auch Sirius ist bereits von der Himmelsbühne
abgetreten. Tief im Südwesten erinnert noch Prokyon im Kleinen Hund
an vergangene Wintertage. Noch relativ hoch im Westen steht das
Brüderpaar der Zwillinge. Die helle Kapella im Fuhrmann blinkt im
Nordwesten.

Vom 16. bis 25. April tauchen die Meteore der Lyriden auf. Der
Ausstrahlungspunkt dieses Stromes liegt im Sternbild Leier etwa
sieben Grad südwestlich von Wega, Hauptstern der Leier. Das Maximum
der Lyriden-Aktivität ist in der Nacht vom 22. auf 23. April zu
erwarten, wobei mit rund zwanzig Sternschnuppen pro Stunde zu rechnen
ist. Die Meteoroide tauchen mit rund 50 Kilometer pro Sekunde
Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein und verglühen. Die beste
Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht.

Die Sonne steigt im Tierkreis immer höher. Am 19. April wechselt sie
morgens aus dem Sternbild Fische in den Widder. Einen Tag später
tritt sie in das Tierkreiszeichen Stier. Ihre Mittagshöhe nimmt um
zehn Grad zu, die Tageslänge wächst um eindreiviertel Stunden.