Behörde: Alle Erstklässler sollen 2023 wieder untersucht werden

Bevor Kinder in die Schule kommen, werden sie ärztlich untersucht.
Das sieht das Gesetz vor. Während der Pandemie blieb aber nicht allen
Gesundheitsämtern Zeit dafür. Das soll sich 2023 wieder ändern. Weil

aber teils Ärzte fehlen, ist Kreativität gefragt.

Hannover (dpa/lni) - Nach corona-bedingten Ausfällen in den vergangen
Jahren sollen 2023 wieder alle Schülerinnen und Schüler vor der
Einschulung in die Grundschule untersucht werden. «In diesem Jahr
können in Niedersachsen die Schuleingangsuntersuchungen erstmals
wieder ohne corona-bedingte Einschränkungen stattfinden», teilte ein
Sprecher des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) auf
Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In den
Einschulungsjahrgängen 2020, 2021 und 2022 hatten nicht alle Kinder
eine Schuleingangsuntersuchung erhalten, da für die zuständigen
Gesundheitsämter die Eindämmung der Pandemie im Vordergrund stand.

Für die standardisierte Schuleingangsuntersuchung sind in
Niedersachsen die Landkreise und kreisfreien Städte verantwortlich.
Diese übertragen die Schuleingangsuntersuchung in der Regel dem
kinder- und jugendärztlichen Dienst ihrer Gesundheitsämter. Bei den
Untersuchungen werden schulrelevante Stärken und Schwächen ermittelt
und bei Bedarf Fördermaßnahmen für ein Kind empfohlen.

Während der Corona-Pandemie hätten die kommunalen Gesundheitsämter
alle verfügbaren Kräfte zuerst für Schutzmaßnahmen und die Eindäm
mung
des Corona-Geschehens eingesetzt, teilte ein Sprecher des
Landkreistages mit. Schuleingangsuntersuchungen standen dahinter
zurück. «Inzwischen sind sie nach unserer Kenntnis wieder durchgängig

angelaufen, die Situation wird sich weiter normalisieren», sagte er.

Allerdings fehlen auch im Öffentlichen Gesundheitsdienst laut dem
Landkreistag Fachkräfte. Vor allem der Bedarf an Fachärztinnen und
Fachärzten sei hoch. «Die personelle Situation in den kommunalen
Gesundheitsbehörden ist überaus angespannt», teilte der Sprecher mit.

Unerwartete Ausfälle durch Krankheit, Schwangerschaft oder
Arbeitsplatzwechsel müssten zusätzlich aufgefangen werden. Eine
kurzfristige Abhilfe sei nicht in Sicht.

Im Landkreis Emsland trifft dieser Fachkräftemangel auch die
Schuleingangsuntersuchungen. Wegen fehlenden Personals will der Kreis
nun kurzfristig Mediziner und Medizinerinnen aus dem Ruhestand
zurückholen und so die Schuleingangsuntersuchungen flächendeckend
sicherstellen. Diese Ärztinnen und Ärzte sollen in Teilzeit für rund

vier Monate eingestellt werden, wie die Kreisverwaltung mitteilte.

Wegen der «allgemein angespannten Arbeitsmarktsituation» könne nicht

ausgeschlossen werden, dass es auch in Gesundheitsämtern anderer
Kommunen zeitweise zu Personalengpässen kommen könne, teilte das
Landesgesundheitsamt weiter mit. Die Schuleingangsuntersuchungen
seien aber gesetzlich vorgeschrieben. Kommunen müssten daher, wie
etwa im Emsland, bei Personalmangel nach alternativen Lösungen
suchen. Möglich sei beispielsweise auch, in erster Linie Kinder zu
untersuchen, bei denen durch vorangegangene Untersuchungen bereits
Entwicklungsdefizite bekannt sind. So waren in der Corona-Pandemie
bereits einige Gesundheitsämter vorgegangen.

Der Landeselternrat und Lehrergewerkschaften hatten in der Pandemie
Ausfälle bei den Schuleingangsuntersuchungen kritisiert. Wie hoch der
Anteil der Kinder in Niedersachsen war, der zur Einschulung in den
Jahrgängen 2020, 2021 und 2022 während der Pandemie eine Untersuchung
erhalten hatte, ist laut Landesgesundheitsamt nicht genau bekannt.
2020 und 2021 wurden unvollständigen Daten zufolge etwa 70 Prozent
der Kinder vor der Einschulung ärztlich untersucht, 2022 waren es
etwa 90 Prozent. Allerdings legten nicht alle Kommunen Daten vor. In
den Jahren vor Corona wurden alle Kinder bis auf einzelne Ausnahmen
laut dem Landesgesundheitsamt vor der Einschulung untersucht.