Ausländische Ärzte warten in Bayern ein Jahr auf Berufsanerkennung

Fachkräfte für Pflege- und Gesundheitsberufe werden in Deutschland
händeringend gesucht. Da wirkt es paradox, dass gerade in Bayern die
Anerkennungsverfahren für viele Berufe viel zu lange dauern.

München/Berlin (dpa) - In keinem Bundesland dauert die Anerkennung
von Ärzten mit einer im Ausland erworbenen Berufsausbildung länger
als in Bayern. Während etwa in Schleswig-Holstein die Verfahren im
Jahr 2021 in nur einem Tag beschieden wurden oder in Hamburg in
sieben Tagen, dauerten sie im Freistaat im Schnitt sage und schreibe
364 Tage. Dies geht aus einer Anfrage der Linkspartei an die
Bundesregierung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München
vorliegt. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 111 Tagen

In anderen Flächenländern wie Niedersachsen (44 Tage),
Nordrhein-Westfalen (17 Tage) und Baden-Württemberg (43) dauerten die
Verfahren durchschnittlich ebenfalls viel kürzer. Einzig in Sachsen
(359 Tage) dauerte es ähnlich lange.

Auch bei Zahnärzten war bei den Anerkennungsverfahren mit 305 Tagen
den Angaben zufolge Geduld angesagt. Baden-Württemberg (24 Tage) und
Nordrhein-Westfalen (26 Tage) werden in der Antwort der
Bundesregierung deutlich kürzere Verfahrensdauern zugeordnet.
Bundesweit wird der Durchschnitt mit 105 Tagen angegeben.

Dagegen müssen Physiotherapeuten in Bayern im Schnitt nur 99 Tage
warten, bis ihre Verfahren beendet sind. In Baden-Württemberg sind es
274, in Nordrhein-Westfalen 36 Tage. Bundesweit dauern die Verfahren
durchschnittlich 115 Tage.

Bei Gesundheits- und Krankenpflegern rangierte Bayern 2021 mit 71
Tagen im bundesweiten Mittelfeld und knapp unter dem
Gesamtdurchschnitt (77). Negativer Spitzenreiter war hier Thüringen
mit 225 Tagen, gefolgt von Rheinland-Pfalz (172) und Niedersachsen
(147). Am schnellsten ging es den Angaben zufolge in
Schleswig-Holstein (13 Tage).

«In Bayerns Gesundheitswesen herrscht akuter Fachkräftemangel - aber
Mediziner aus dem Ausland müssen eine Ewigkeit warten, bis ihre
Berufsqualifikationen hier anerkannt werden», sagte Bayerns FDP-Chef
Martin Hagen. «Bayern gehört zu den Schlusslichtern bei der
Anerkennung ausländischer Abschlüsse.» Die CSU habe offensichtlich
noch nicht verstanden, dass dringend qualifizierte Zuwanderung
benötigt werde - gerade auch im Gesundheitssystem. «Wir müssen es den

klugen Köpfen, die bei uns arbeiten wollen, einfacher machen. Die
Staatsregierung soll dem Landtag ein Konzept vorlegen, wie sie die
Verfahren zu beschleunigen gedenkt.»