Viele Fälle von Krätze und Atemwegserkrankungen im Erdbebengebiet

Istanbul (dpa) - Atemwegserkrankungen sowie Krätze sind nach Angaben
der Organisation «Ärzte der Welt» mehr als fünf Wochen nach der
Erdbebenkatastrophe die drängendsten gesundheitlichen Probleme in der
Südosttürkei. Die Krätzmilbe lasse sich schwer bekämpfen, weil die

Menschen auf engstem Raum lebten, sagte Günter Fröschl,
Vorstandsmitglied der Organisation «Ärzte der Welt», der Deutschen
Presse-Agentur. Die Hauterkrankung, die unter anderem mit starkem
Juckreiz einhergeht, sei zudem hochansteckend. «Die Behandlung würde
nur gut laufen, wenn die komplette Zeltstadt behandelt wird», sagte
er. Man müsse eigentlich eine Massenbehandlung machen, dies sei
jedoch gerade in abgelegenen Dörfern schwierig.

Der Arzt aus München ist zurzeit mit einem Team in der Provinz Hatay
unterwegs. Das Team fahre vor allem in Dörfer in die Berge nahe der
syrischen Grenze. Dorthin seien vor allem viele syrische Flüchtlinge
und ärmere Türken geflohen. Die Ortschaften seien um ein Vielfaches
ihrer eigentlichen Einwohnerzahl angewachsen. Die Menschen lebten
teils dicht gedrängt in Zelten oder in Containern.

Es sei generell feucht und kalt. «Ein Drittel der Menschen, die wir
behandeln, haben Atemwegsprobleme: Fieber, Halsschmerzen, bis hin zur
Lungenentzündung», sagte Fröschl. Im Team seien auch Mitarbeiter, die

selbst aus dem Erdbebengebiet kommen. «Ich finde es ganz erstaunlich,
wie die Leute sich hier engagieren, obwohl sie selbst stark betroffen
sind», so der Arzt.