AOK: Jeder dritte Beschäftigte wegen Covid ausgefallen
Millionen Menschen sind allein in Baden-Württemberg während der
Pandemie erkrankt, viele Tausend gestorben. Das Coronavirus hat seine
tiefen Spuren gezogen durch Familien, Schulen und durch die
Wirtschaft. Denn Hunderttausende mussten krank zuhause bleiben.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach Angaben der Krankenkasse AOK ist
mindestens ein Drittel der bei ihr versicherten Vollzeitbeschäftigten
während der Pandemie für einen Tag oder auch länger in seinem
Unternehmen ausgefallen. Etwa 455 000 der insgesamt 1,4 Millionen
durchgehend erwerbstätigen Versicherten der AOK Baden-Württemberg (32
Prozent) seien zwischen März 2020 und Dezember 2022 wegen einer
Covid-19-Erkrankung mindestens ein Mal arbeitsunfähig geschrieben
worden, teilte die Krankenkasse am Donnerstag mit. Fast 11 000
Erwerbstätige (1 Prozent) mussten oder müssen Spätfolgen einer
Corona-Infektion auskurieren. Das wirkt sich auch auf den
Krankenstand im Land aus, der nach Angaben der AOK im vergangenen
Jahr so hoch war wie seit einem Dutzend Jahren nicht.
Laut der Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
hatten die verschiedenen Virus-Varianten unterschiedliche Folgen für
die Statistik. In der Zeit der dominanten Delta-Variante zwischen
September und Dezember 2021 haben demnach 2,5 Prozent der akut
Erkrankten eine sogenannte Post-Covid-Erkrankung verzeichnet. «Damit
ist deren Anteil doppelt so hoch wie in der Zeit, in der die
Omikron-Variante vorherrschte», teilte die AOK mit. Diese habe sich
bei nur 1,1 Prozent aller damals akut von Covid Betroffenen in einer
Spätfolge ausgewirkt.
Delta oder Omikron spiegeln sich laut Auswertung auch in der
durchschnittliche Länge der Arbeitsunfähigkeit wegen einer
Post-Covid-Erkrankung wieder: In der Zeit mit vorherrschender
Delta-Variante war die Dauer mit durchschnittlich 43,2 Tagen deutlich
höher als in dem Zeitraum, in dem die Omikron-Variante dominant war
(30,9 Tage). «Eine gute Nachricht ist, dass sowohl die Zahl der
Betroffenen als auch die Schwere der Erkrankung, die aus den
Ausfalltagen abgeleitet werden kann, im Verlauf der Pandemie
nachgelassen haben», sagte Jana Linsky, Geschäftsbereichsleiterin
Medizin bei der AOK Baden-Württemberg.
Die Dauer eines Arbeitsausfalls richtete sich laut AOK bislang vor
allem nach dem Alter. Unter 30 Jahre alte Beschäftigte wurden im
Mittel 7,27 Tage wegen einer akuten und 16,65 Tage wegen einer
Post-Covid-Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben. Bei den Erkrankten
ab 60 lagen diese Werte bei durchschnittlich 11,07 Tagen und 45,24
Tagen. Über alle Beschäftigten hinweg waren in Baden-Württemberg bei
akuten Covid-Erkrankungen durchschnittlich 9 Ausfalltage zu
verzeichnen, bei Post-Covid-Erkrankungen durchschnittlich 30 Tage.
Besonders oft steckten sich nach AOK-Angaben Kinderbetreuende und
Erziehende, Ergotherapeutinnen und Beschäftigte in der Gesundheits-
und Krankenpflege sowie in der Altenpflege an.
Die AOK, nach eigenen Angaben Krankenkasse für mehr als 4,5 Millionen
Menschen im Land, betont allerdings, es gebe eine hohe Dunkelziffer,
weil viele Covid-Ausfälle von einer Dauer von bis zu drei Tagen nicht
dokumentiert seien. Außerdem gebe es bei den langfristigen Folgen
unterschiedliche Diagnosen und Definitionen. Außerdem seien akute
Covid-Infektionen bisweilen auch unspezifisch als Atemwegsinfekte
festgehalten worden.
Insgesamt sind bislang nach Angaben des Landesgesundheitsamts mehr
als 5 Millionen Covid-Fälle allein in Baden-Württemberg registriert
worden. Fast 19 300 Menschen sind seither im Zusammenhang mit dem
Coronavirus gestorben (Stand 9.3., 16.00 Uhr).
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