Fachgesellschaft: «Potenzial der Arbeitsmedizin besser nutzen»

Jena (dpa) - Das Potenzial der Arbeitsmedizin wird in Deutschland
nach Ansicht der zuständigen Fachgesellschaft noch nicht
ausgeschöpft. Notwendig sei eine bessere Vernetzung und
Gleichstellung der Betriebsärzte mit anderen Akteuren der
medizinischen Versorgung, betonte Volker Harth, Vize-Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin, am
Mittwoch in Jena. Bei der Jahrestagung der Gesellschaft diskutieren
bis Samstag rund 1000 Experten unter anderem darüber, wie Arbeit
sicher und gesund gestaltet werden und wie die
Beschäftigungsfähigkeit möglichst lange erhalten bleiben kann.

«Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des allgemeinen
Fachkräftemangels und des immer höher werdenden Renteneintrittsalters
gewinnt die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit zunehmend an
Bedeutung», betonte Harth. Eine gute medizinische Betreuung und
Versorgung könne seiner Meinung nach zu einem entscheidenden
Wettbewerbsvorteil werden, wenn es darum gehe, Fachkräfte zu binden
und auch älteren Beschäftigten mit Vorerkrankungen eine Teilnahme am
Erwerbsleben zu ermöglichen.

Mit über 45 Millionen Beschäftigten sei die Arbeitswelt bundesweit
das größte System, in dem durch Präventionsmaßnahmen wesentlich
Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten genommen werden könne,
betonte Harth. Wichtige Aufgabe der Betriebsärzte sei es,
Gefährdungen am Arbeitsplatz, aber auch individuelle gesundheitliche
Risiken früh zu erkennen. Für eine ganzheitliche Versorgung sei ein
engerer Austausch mit Ärzten anderer Disziplinen notwendig. «Wir
sehen uns als wesentlichen Bestandteil der Versorgungslandschaft in
Deutschland», betonte Harth und sprach sich für eine refinanzierte
Anbindung der Betriebsärzte an die Telematik-Infrastruktur -
insbesondere die elektronische Patientenakte - aus.