«Dragon» zur ISS gestartet - mit Studenten-Experimenten aus Hannover

Mit Nachschub für die Astronauten an Bord hat sich ein
«Dragon»-Frachter auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS
gemacht. Auch im Gepäck: Material für wissenschaftliche
Forschungsexperimente von deutschen Studierenden-Teams.

Cape Canaveral (dpa) - Mit Experimenten von deutschen
Studierenden-Teams und Versorgungsnachschub für die Astronauten an
Bord ist ein «Dragon»-Frachter zur Internationalen Raumstation ISS
gestartet. Der unbemannte Frachter der privaten Raumfahrtfirma SpaceX
von Elon Musk hob am Dienstagabend (Ortszeit) vom Weltraumbahnhof
Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie Live-Bilder der
US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. Am Donnerstag wird der «Dragon» an

der ISS erwartet.

An Bord des Frachters sind unter anderem auch vier Projekte von
Studierenden-Teams aus Hannover, Stuttgart, München und Luxemburg,
die sich nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) 2021 in einem Wettbewerb durchgesetzt hatten. Die Experimente
beschäftigen sich unter anderem mit Pflanzenwachstum in der
Schwerelosigkeit und der Frage, wie Raumfahrzeuge weniger
reparaturanfällig werden können.

Das Experiment zum Pflanzenwachstum stammt von einem Team der
Universität Hannover. Im Experiment benutzt das Team eine
Klee-Modellpflanze (Medicago truncatula), die mit einem Bakterium
(Sinorhizobium meliloti) infiziert wird. Die Gruppe möchte
untersuchen, ob die Methode der Selbstdüngung durch die Symbiose mit
dem Bakterium auch in der Schwerelosigkeit funktioniert - denn für
zukünftig geplante Langzeitmissionen werde es notwendig sein, dass
Astronauten Pflanzen, am besten proteinreiche Hülsenfrüchte wie
Erbsen oder Linsen, als Nahrungsquelle in den Raumfahrzeugen anbauen.

Die Pflanzen werden in vorgefertigten Containern zur ISS
transportiert. Die kleinen Boxen bleiben dort 30 Tage lang und müssen
von den Astronauten nicht angerührt werden.

Das Team der Universität Stuttgart will drei Anwendungen von
sogenannten Ferrofluiden in der Schwerelosigkeit testen. Ziel ist, in
der Raumfahrt mechanische Teile wie Schalter durch weniger
verschleißanfällige Technologien zu ersetzen - um Wartungszeit und
Kosten zu sparen. Ferrofluide sind Flüssigkeiten, in denen
magnetische Partikel vorhanden sind, die auf externe Magnetfelder
reagieren.

Das Experiment des Teams von der Technischen Universität München
(TUM) stammt aus der Alters- und Demenzforschung. Bisherige Forschung
auf der ISS hat nach Angaben des DLR gezeigt, dass unter
Weltraumbedingungen in vielen Bereichen Alterungsprozesse deutlich
schneller ablaufen. Die Gruppe schickt Nervenzellen ins All. Ein Teil
der Zellkulturen wird mit einem Protein behandelt, das bei Alzheimer
eine wichtige Rolle spielt. Die Ergebnisse werden anschließend mit
Experimenten auf der Erde verglichen. Weil bestimmte
Alterungsprozesse im All beschleunigt ablaufen, gehe es darum
herauszufinden, ob Effekte von degenerativen Erkrankungen besser im
Weltraum zu erforschen seien.

Das vierte Team von der University of Luxembourg will in der
Schwerelosigkeit aus menschlichen Stammzellen sogenannte Organoide
züchten, die zur Erforschung der Entstehung von Krankheiten und der
Wirkung von Medikamenten genutzt werden.