Besuch von Lula: Indigene wollen Krankenhaus und sind gegen Kraftwerk

Raposa Serra do Sol (dpa) - Angesichts von Hunger und Elend beim
indigenen Volk der Yanomami in Brasilien haben Indigenen-Vertreter
bei einem Treffen mit Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva
ihre Forderung nach einem Krankenhaus in deren Schutzgebiet
bekräftigt. Indigene Anführer wie Dawi Kopenawa wiesen auf die
Notwendigkeit eines Feldhospitals hin, wie die Zeitung «Folha de S.
Paulo» am Dienstag berichtete. Zudem sprachen sich die Indigenen
demnach gegen den Bau des Wasserkraftwerks Bem Querer am Rio Branco
aus, einem der Hauptflüsse des Bundesstaates Roraima.

Die linken Regierungen Lulas (Anfang 2003-Ende 2010) und seiner
Nachfolgerin Dilma Rousseff hatten entsprechende Projekte auch im
Amazonasgebiet gegen den Widerstand von Indigenen und Flussbewohnern
vorangetrieben. So etwa das Staudammprojekt Belo Monte, wofür
Tausende Menschen umgesiedelt wurden. Der Lauf des Rio Xingú änderte
sich, was sich auf die Nahrungsbeschaffung der Indigenen auswirkte.

Der brasilianische Präsident Lula besuchte am Montag das indigene
Schutzgebiet «Raposa Serra do Sol», wo bis zum Dienstag rund 2500
Indigene aus Roraima an der Grenze zu Venezuela und Guayana zu einer
Generalversammlung zusammenkommen.

Not und Elend bei den Yanomami hatten die brasilianische Regierung im
Februar dazu gebracht, gegen illegale Goldgräber in deren Gebiet
vorzugehen. Das Territorium der Yanomami in den nördlichen
Bundesstaaten Roraima und Amazonas ist mit mehr als neun Millionen
Hektar etwa so groß wie Portugal und eines der größten Schutzgebiete

für Indigene in Brasilien. Dort leben mehr als 30 000 Yanomami, die
auch im Nachbarland Venezuela beheimatet sind.

Zuletzt hielten sich schätzungsweise 20 000 Goldgräber in ihrem
Gebiet auf. Die Eindringlinge nutzen Quecksilber, um Gold auszulösen,
und verschmutzen so das Wasser und den Boden - mit fatalen Folgen für
die von Landwirtschaft, Fischerei und Jagd lebenden Yanomami.

570 Kinder des indigenen Volkes sind in den vergangenen Jahren nach
Angaben der brasilianischen Nachrichtenagentur «Agência Brasil» wegen

Unterernährung gestorben. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden
seit Ende Januar über 1000 Yanomami mit schweren Gesundheitsproblemen
wie Unterernährung und Malaria aus dem Gebiet gebracht und behandelt.