Apothekerverband kritisiert Ministerium wegen Arzneimittelengpässen

Berlin (dpa) - Im Streit um die Bewältigung von Engpässen bei
Arzneimitteln hat die Bundesvereinigung Deutscher Apotherkerverbände
(ABDA) das Bundesgesundheitsministerium scharf kritisiert. Dass sich
die Lage in den Lieferketten wie von Gesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) behauptet entspannt habe, sei schlicht falsch, sagte
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Dienstag in Berlin.
«Auf neudeutsch sind das Fake News.» Mit Blick auf einen Entwurf aus
dem Gesundheitsministerium sagte Overwiening, dieser gehe an der
Versorgungsrealität in den Apotheken vorbei.

Konfliktpunkt ist der Handlungsspielraum, den Apotheken beim Umgang
mit den Patientinnen und Patienten und ihren Rezepten haben. Bisher
können Apothekerinnen und Apotheker etwa auch Zäpfchen ausgeben, wenn
ein verschriebener Saft nicht mehr verfügbar sein sollte. Diese
Regelung war unter Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu Zeiten der
Pandemie eingeführt worden.

Lauterbach wolle die flexibleren Regeln nur noch für Arzneien
beibehalten, die auf einer entsprechenden Liste des Bundes geführt
würden, kritisierte Overwiening. Wo Arzneien knapp seien, wisse
allerdings der Apotheker vor Ort am besten. Die Politik müsse ihm
ermöglichen, im Sinne der Patienten zu entscheiden, damit sie rasch
an ihre Medikamente kommen. «Alles andere führt ins Chaos», sagte
Overwiening. Die flexibleren Regeln sollten ursprünglich bis Anfang
April laufen. Sollte ein Änderungsantrag im Parlament Erfolg haben,
könnte die Regelung laut ABDA noch bis Ende Juli überbrückt werden.
Spätestens danach sei eine dauerhafte Lösung nötig, forderte
Overwiening.

Diesem Wunsch der Apothekerschaft widersprach die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV). «Wenn Patienten ein anderes Arzneimittel
bekommen, als der Arzt oder die Ärztin verordnet hat, kann es schnell
zu Fehlern beispielsweise bei der Einnahme kommen», sagte der
stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister. Die
Ausnahmeregelung sei gefasst worden, auch um Kontakte in
Corona-Zeiten zu minimieren. Das sei nun nicht mehr notwendig.