Umweltministerin: Warum sich das Wassermanagement ändern muss Von Sebastian Fischer und Stella Venohr, dpa

Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen, doch Dürresommer und
Flutkatastrophen scheinen als Folge der Klimakrise zur Normalität zu
werden. Wie lässt sich die Wasserversorgung sichern?

Berlin (dpa) - Im weitgehend grau-nassen März in Deutschland
erscheint der Gedanke an Wasserknappheit weit weg, doch die
Versorgung mit der Ressource muss gut organisiert werden.
Insbesondere, weil das natürliche Wasserangebot in der Bundesrepublik
sehr ungleich verteilt ist: So ist dem Umweltbundesamt zufolge in den
Gebirgsregionen Süddeutschlands zehn- bis zwanzigmal mehr Wasser
verfügbar als im trockenen Brandenburg.

Umweltministerin Steffi Lemke hat sich das Thema der Wasserversorgung
nun auf ihre Agenda gesetzt. So will sie künftig unter anderem
vermehrt mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen
Regionen Deutschlands in trockene Gegenden bringen. «Die vergangenen
Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und
Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen», sagte die
Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Als Teil einer
Nationalen Wasserstrategie will das Umweltministerium gemeinsam mit
den Ländern evaluieren, wo Verbundnetze und Fernleitungen nötig sind,
um regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit auszugleichen.
Erste Fernleitungen gibt es bereits, beispielsweise in Stuttgart oder
Hessen. Lemke will dies nun mit der Wasserstrategie bündeln.

Niederschlag sehr ungleich verteilt

«Zwar herrscht in Deutschland im Mittel kein Wasserstress», schreibt
das Umweltbundesamt, «jedoch gibt es regionale und saisonale
Unterschiede». Der Niederschlag sei sehr ungleich verteilt: Im Osten
und Nordosten Deutschlands fällt im Durchschnitt weniger als im
Westen und Süden. Wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers
vom Menschen genutzt wird, spricht man von Wasserstress. Dann kommt
es nach Expertenangaben zu Problemen für Umwelt und Wirtschaft: Moore
und Feuchtgebiete können austrocknen, Wälder können unter der
Trockenheit ächzen.

Aber nicht nur Trockenheit kann zum Problem werden. Die Wassermassen
im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen hatten vor zwei Jahren eine
Flutkatastrophe verursacht. «Extremwetterereignisse treten immer
häufiger auf und stellen Kommunen und Länder vor große Probleme»,
sagte Lemke. Daher sollen Kommunen und Länder künftig gesetzlich
verpflichtet werden, Gefahren- und Risikokarten für Starkregen zu
erstellen und bei der Bebauungsplanung zu berücksichtigen.

Zu hohe Verschmutzung durch Pestizide oder Mikroplastik

Ein weiteres Ziel der Strategie ist sauberes Wasser in Flüssen und
Seen, denn die Verschmutzung der Gewässer durch Pestizide,
Mikroplastik oder Rückstände von Medikamenten ist hoch. «Sauberes
Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar
sein», sagte die Umweltministerin.

Um das zu erreichen will Lemke die angestrebte EU-Regelung zur
erweiterten Herstellerverantwortung unterstützen und schnellstmöglich
einführen. Danach gilt: Wer wasserschädliche Produkte oder Wirkstoffe
herstellt oder in den Verkehr bringt, muss auch verstärkt zur
Beseitigung von Schäden in den Gewässern beitragen.

In Deutschland verwenden Energiewirtschaft, Bergbau und Industrie
einen Großteil des Wassers dazu, um ihre Produktions- und
Stromerzeugungsanlagen zu kühlen. Häufig wird es danach wieder in
Flüsse oder Seen geleitet. Das im Kühlprozess erwärmte Wasser kann
Gewässer aber thermisch belasten.

Energiesektor verbraucht am meisten Wasser

Von den deutschlandweit genutzten 20 Milliarden Kubikmetern im Jahr
2019 entfielen dem Umweltbundesamt zufolge 44,2 Prozent auf den
Energiesektor. Bergbau und verarbeitendes Gewerbe entnahmen zusammen
26,8 Prozent - genauso viel die öffentliche Wasserversorgung. 2,2
Prozent wurden für die Beregnung landwirtschaftlicher Flächen
genutzt.

In der Nationalen Wasserstrategie werden dem Umweltministerium
zufolge nun wasserbezogene Maßnahmen in allen relevanten Sektoren
gebündelt. Das betreffe also Landwirtschaft und Naturschutz,
Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie. Am Mittwoch
will sich dann das Kabinett mit der Strategie beschäftigten. Diese
ist auf den Zeitraum bis 2050 ausgelegt - erste Maßnahmen sollen
bereits in den Jahren bis 2030 schrittweise umgesetzt werden.