Dräger-Chef: Geschäfte in Russland und China schwierig

Bereits seit längerem machen höhere Kosten dem Medizin- und
Sicherheitstechnikkonzern zu schaffen- wie auch anderen Unternehmen.
So sind die Lübecker in die roten Zahlen gerutscht. Aber auch an
anderer Stelle hat das Unternehmen mit Herausforderungen zu kämpfen.

Lübeck (dpa) - Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk
bekommt die Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die
Ukraine immer mehr zu spüren. «Wir haben mit den Mitarbeitern in
Russland schon gemeinsam sehr viele Krisen überstanden, aber diese
ist noch einmal tiefer», sagte Unternehmenschef Stefan Dräger am
Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Geschäft in
Russland habe sich im vergangenen Jahr mehr als halbiert. Dabei
gestalte sich das Geschäft mit Sicherheitstechnik noch schwieriger
als das mit der Medizintechnik.

So stelle das Unternehmen Gaswarngeräte her, die zwar für den
russischen Nickelproduzenten Nornickel bestimmt seien, aber auf
Anordnung der Behörden Gazprom zugewiesen werden könnten. Der
Gaskonzern stehe auf der Sanktionsliste. Um nicht das Risiko
einzugehen, etwa die Sanktionen zu verletzen, habe Dräger das
Geschäft mit der Sicherheitstechnik mit dem Land komplett eingestellt
und die Mitarbeiter des Bereichs entlassen müssen. Drägerwerk hat in
Moskau eine eigene Gesellschaft mit etwas mehr als 100 Mitarbeitern.
Nach früheren Angaben hatte in einem normalen Jahr die russische
Belegschaft zwei Prozent zum Umsatz beigetragen.

Aber auch das Geschäft mit der Medizintechnik in Russland sei
aufgrund immer neuer Sanktionen sehr schwierig, sagte Dräger. Es sei
sehr aufwendig zu überprüfen, ob an einem Krankenhaus etwa doch noch
ein auf der Sanktionsliste stehender Oligarch beteiligt sei. Hinzu
gekommen seien Probleme in der Lieferkette. «Wir halten uns strikt an
die Exportvorschriften», betonte er. Vor dem Krieg sei Drägerwerk in
Russland Marktführer für medizinische Produkte gewesen. Im
vergangenen Jahr sei der Marktanteil auf die Hälfte gesunken.
US-Konkurrent General Electric habe seinen Anteil halten können, das
chinesische Unternehmen Mindray seinen Anteil mehr als verdoppelt.

Zunehmend schwieriger würden Geschäfte in China. Der Markt ist laut
der Firma der drittgrößte für Drägerwerk, für manche Anwendungen
gar
der größte. «Die chinesische Regierung sehe die Medizintechnik schon

seit längerem als strategischen Markt», sagte Dräger. Es gebe immer
stärkere Restriktionen für ausländische Firmen: «Ich fürchte, das
s es
mittelfristig für die Medizintechnik schwierig wird.»

Insgesamt machen Drägerwerk seit längerem höhere Kosten zu schaffen.

Darunter leiden auch andere Unternehmen angesichts höherer Inflation
und angespannter Lieferketten. «Alle Kosten steigen», sagte Dräger.
So hätten sich die Energiekosten in Lübeck von 6,9 Cent je
Kilowattstunde in der Silvesternacht drastisch auf 47,6 Cent erhöht.
Dies falle aber zum Glück nicht ganz so ins Gewicht, da das
Unternehmen in seiner Produktion nicht sehr energieintensiv sei.
Deutlich mehr wirkten sich die kräftig steigenden Lohnkosten aus.
Insgesamt sollen die Drägerwerk-Mitarbeiter in diesem und im
kommenden Jahr insgesamt acht Prozent mehr Gehalt bekommen.

2022 ist Drägerwerk in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust betrug
63,6 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen weiter mitteilte. Im
Vorjahreszeitraum wurde noch ein Gewinn von 154,3 Millionen Euro
ausgewiesen. Die Nachfrage nach Drägerprodukten sei 2022 zwar
gestiegen, die Umsatz- und Ergebnisentwicklung habe jedoch
enttäuscht, sagte Dräger bei Vorlage der Zahlen. Der Umsatz sank
währungsbereinigt um 11,5 Prozent auf rund 3,05 Milliarden Euro. Für
das laufende Jahr rechnet Dräger mit einem währungsbereinigten
Umsatzanstieg zwischen 7,0 und 11,0 Prozent.

Die zusätzlich in der Corona-Pandemie aufgebauten
Produktionskapazitäten will Drägerwerk trotz der inzwischen deutlich
gesunkenen Nachfrage nach FFP2-Masken zunächst behalten. «Die neuen
Anlagen haben wir so kalkuliert, dass sie sich nach den ersten großen
Regierungsaufträgen amortisiert haben», sagte der Konzernchef. Die
Nachfrage sei auf das Vor-Corona-Niveau zurückgegangen. Derzeit
befinde sich Drägerwerk in Verhandlungen mit verschiedenen
Regierungen, Konzepte zur Bereitstellung zu entwickeln.