Drach-Prozess: Sachverständiger stellt Drach negative Prognose aus

Köln (dpa) - Ein psychiatrischer Sachverständiger erwartet von dem
früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach mit hoher Wahrscheinlichkeit
auch in Zukunft schwerwiegende Straftaten. Der Experte stellte am
Donnerstag am Kölner Landgericht seine sogenannte Legalprognose vor.
Gegen Drach läuft dort weiterhin ein Prozess.

Der 62-Jährige verfüge über eine in seinem Lebenslauf «tief
verwurzelten Delinquenz», sagte der Sachverständige. Darüber hinaus
habe er «narzisstische und dissoziale Persönlichkeitsanteile», die
zwar keiner Persönlichkeitsstörung entsprächen, aber dennoch stark
ausgeprägt seien. Auffällig sei auch, dass der aus «gutbürgerlichen

Verhältnissen» stammende Drach mit seinen mittlerweile 62
Lebensjahren nie wirklich für seinen Lebensunterhalt gearbeitet habe.
Vielmehr habe er von einem «luxuriösen Leben» geträumt, das er sich

durch Begehung von Straftaten habe ermöglichen wollen.

Für sein Gutachten bezog sich der Sachverständige auf Gerichtsakten
sowie in der Vergangenheit gegen Drach ergangene Urteile. Ein
persönliches Gespräch mit dem Psychiater hatte Drach abgelehnt. Das
Gutachten spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung, ob gegen ihn
neben einer möglichen Freiheitsstrafe auch eine Sicherungsverwahrung
verhängt werden könnte. Bei der Sicherungsverwahrung kommt ein
Straftäter auch nach abgesessener Haftstrafe vorerst nicht frei.

Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter in
Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt.
Wegen mutmaßlicher Schüsse auf zwei Geldboten wird ihm auch
versuchter Mord vorgeworfen. Mit auf der Anklagebank sitzt ein
mutmaßlicher Komplize aus den Niederlanden.

Im Jahr 1996 hatte Drach den Tabakkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma
entführt und erst gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen. Für
die Tat war Drach zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.