Mehr Menschen im Südwesten werden ambulant behandelt

Stuttgart (dpa/lsw) - Weniger Menschen in Baden-Württemberg werden im
Krankenhaus behandelt. Laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK
(WidO) ist die Zahl der somatischen Krankenhausfälle 2022 um 14
Prozent gegenüber 2019 gesunken. Bei den psychiatrischen Fällen
betrug der Rückgang demnach knapp acht Prozent. Die Pandemie
beschleunigt dabei wohl den Trend hin zu mehr ambulanten
Behandlungen.

«Die Fallzahl-Rückgänge im vergangenen Jahr waren nicht mehr durch
das Freihalten von Kapazitäten für schwer erkrankte Corona-Patienten
bedingt», erklärte Dr. Ralph Bier, Mediziner bei der AOK
Baden-Württemberg. Wesentlich seien stattdessen enorme
Personalausfälle durch die Infektionswellen mit der Omikron-Variante
gewesen.

Den größten Rückgang gab es demnach bei Diagnosen, die sowohl im
Krankenhaus als auch bei entsprechend qualifizierten,
niedergelassenen Ärzten behandelt werden können. Dazu zählen etwa
Bluthochdruck mit einem Rückgang von 43 Prozent oder Rückenschmerzen

mit einem Einbruch von 37 Prozent. Auch bei der chronischen
Lungenerkrankung COPD, Diabetes und Herzinsuffizienz wurden weniger
Menschen im Krankenhaus behandelt als 2019.

«Schon in den ersten beiden Jahren der Pandemie gab es Rückgänge in
vergleichbarer Größenordnung», führte Bier aus. Die Pandemie wirke

offenbar beschleunigend auf die «in Baden-Württemberg dringend
gebotene, stärkere Ambulantisierung». 

Auch bei Herzinfarkten, Schlaganfällen und einigen Operationen werden
dem WidO zufolge weniger Menschen im Krankenhaus behandelt. Der
Anteil von Patienten, die wegen Covid-19 im Krankenhaus waren, sei
mit der Omikron-Variante deutlich zurückgegangen im Vergleich zu
früheren Wellen. 

Ähnlich wie in Baden-Württemberg sieht es dem WiDo zufolge in ganz
Deutschland aus. Bundesweit gingen die somatischen Krankenhausfälle
demnach um 15 Prozent, und die psychiatrischen um elf Prozent zurück.