Experten warnen vor Asbest-Belastung durch Erdbeben-Schutt

Istanbul (dpa) - Einen Monat nach den verheerenden Beben in der
Türkei und in Nordsyrien warnen Experten vor Gefahrenstoffen in den
Schuttbergen. «Bauschutt enthält potenziell gefährliche Materialien,

die der Natur und der menschlichen Gesundheit schaden können. Eines
davon ist Asbest», sagte eine Sprecherin von Greenpeace in der Türkei
der Deutschen Presse-Agentur. Asbest ist nachgewiesen krebserregend
und wurde auch in der Türkei bis zum Verbot etwa für die Dämmung von

Gebäuden verwendet.

Laut Regierungsangaben wurden mindestens 200 000 Gebäude zerstört
oder müssen abgerissen werden. Die türkische Architektenkammer gab
an, dass so im Erdbebengebiet mindestens 100 Millionen Tonnen und 250
Millionen Kubikmeter Schutt entstanden seien. Darin befänden sich
Asbest, Blei und ähnliche gefährliche Stoffe - in welcher Menge sei
noch unbekannt. «Das Verhindern der Ausbreitung von Asbestfasern ist
für die Sicherheit von entscheidender Bedeutung», so Greenpeace.
«Eine unkontrollierte Aussetzung erhöht das Krebsrisiko der Anwohner,
der Such- und Rettungskräfte und anderer Arbeiter vor Ort.»

Auch die Staubbelastung sei ein zusätzliches Risiko insbesondere für
gefährdete Menschen mit Gesundheitsproblemen wie Lungenkrebs, Asthma
oder Bronchitis. Außerdem würden in der Region allerlei Materialien
als Wärmequelle verbrannt. «Dies bringt auch eine zusätzliche
Schadstoffbelastung der Umgebungsluftqualität mit sich. Der Staat
muss sicherstellen, dass der Heizbedarf durch elektrische Geräte
gedeckt wird.»

Greenpeace forderte, die kontaminierten Materialien in den Trümmern
umweltgerecht zu entsorgen, «um weitere Katastrophen zu verhindern».
Jede Kontamination durch die Trümmerfelder würde zu einem Risiko für

die öffentliche Gesundheit, die Landwirtschaft und unterirdische
Wasserreserven führen.