Corona-Vorgaben laufen aus - Bereitschaft zu freiwilligem Schutz Von Sascha Meyer, dpa

Die Zeit verordneter Corona-Auflagen im Alltag geht langsam vorbei.
Ab 1. März sind weitere Vorgaben passé, wenn auch nicht alle. Wie
steht es um die Eigenverantwortung, an die nun viele appellieren?

Berlin (dpa) - Nach drei Jahren in der Corona-Krise kommt das Ende
staatlicher Schutzvorgaben in Sicht: Von diesem Mittwoch an entfallen
die verbliebenen Testpflichten, und in Gesundheitseinrichtungen gilt
zunächst für Beschäftigte und Bewohner keine Maskenpflicht mehr. Im
letzten Schritt laufen dann zu Ostern alle restlichen Auflagen aus.
Die baldigen Lockerungen stoßen laut einer Umfrage mehrheitlich auf
Zustimmung - freiwillig wollen nach eigenen Angaben aber viele weiter
auf Schutz etwa bei Treffen und in manchen Alltagssituationen achten.

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag
der Deutschen Presse-Agentur stimmten 41 Prozent voll und ganz zu,
dass das Ende der letzten Masken- und Testpflichten richtig sei.
Weitere 30 Prozent stimmten eher zu. Überhaupt nicht zustimmend
äußerten sich demnach 7 Prozent, eher nicht zustimmend 14 Prozent.

Zu Vorsichtsmaßnahmen in Eigenverantwortung gibt es laut der Umfrage
aber vielfach Bereitschaft. So würden sich bei einem positiven Test
51 Prozent auf jeden Fall freiwillig selbst isolieren, wahrscheinlich
würden es nach eigenen Angaben 27 Prozent machen. Nein dazu sagten
13 Prozent. Vor Treffen mit älteren oder sonst gefährdeten Menschen
freiwillig Selbsttests machen würden auf jeden Fall 31 Prozent und
wahrscheinlich 32 Prozent. Nicht tun würden dies 26 Prozent.

In puncto Masken kommt es für viele auf die Situation an. Als Orte,
wo man weiter freiwillig eine Maske tragen würde oder es schon macht,
wurden Arztpraxen mit 55 Prozent am häufigsten genannt. Es folgten
Busse und Bahnen im Nahverkehr (30 Prozent), längere Fernreisen in
Flugzeugen, Zügen und Bussen (24 Prozent) und Geschäfte (16 Prozent
).

In Konzerten würden laut der Umfrage noch 14 Prozent freiwillig Maske
tragen, in Museen und Kinos 11 Prozent, im Gottesdienst 9 Prozent.
Marktplätze und Fußgängerzonen nannten noch 5 Prozent, Schwimmbäd
er
4 Prozent. 26 Prozent gaben indes an, in keiner dieser Situationen
freiwillig Maske zu tragen. Für die Umfrage wurden vom 22. bis
24. Februar insgesamt 2041 Menschen ab 18 Jahren befragt.

Den vorletzten Schritt mit vorgezogenen Lockerungen zum 1. März hatte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit der stabilen Lage
begründet. Denn eigentlich laufen die letzten Corona-Bestimmungen im
Infektionsschutzgesetz erst am Karfreitag (7. April) aus. Ein Teil
der Auflagen soll allerdings auch noch bis zum Schluss bleiben, um
Risikogruppen zu schützen. Ein Ausblick auf den Zwei-Stufen-Ausstieg:

Stufe 1: Von Mittwoch an entfallen die letzten Testpflichten. Noch
ist ein aktueller Schnelltest vorgeschrieben, wenn man in Kliniken
oder Pflegeheime will - für Besuche und in bestimmten Abständen auch
für Beschäftigte. Damit folgt das Auslaufen der Testpflichten dem
Zeitplan zur Finanzierung: Das bereits stark zurückgefahrene Angebot
kostenloser «Bürgertests» für alle auch ohne Symptome läuft wie s
chon
zuvor festgelegt nur noch bis einschließlich diesen Dienstag.

Ab Mittwoch fällt auch die Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen
für Beschäftigte und Bewohner weg - also etwa für Ärztinnen, Ärzt
e
und Pflegekräfte in Kliniken, Personal in Praxen und Pflegeheimen
sowie für Menschen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen. Noch bleiben
soll sie aber für Besuche in Praxen, Kliniken und Pflegeheimen. «Wer
Patienten oder Heimbewohner besucht, wer Arzttermine wahrnimmt, muss
weiterhin Maske tragen», hatte Lauterbach erläutert. «Das sollte uns

der Schutz vulnerabler Gruppen wert sein.» Umfasst sind davon etwa
auch Dialyse-Einrichtungen, Tageskliniken und Rettungsdienste.

Stufe 2: Am 7. April laufen die letzten bundesweiten Corona-Vorgaben
aus - samt Maskenpflicht für Besuche in Praxen, Kliniken und Heimen.
Der Termin stand ohnehin schon im Infektionsschutzgesetz, das im
Oktober für eine womöglich kritischere Lage im Winter um zusätzliche

Instrumente ergänzt worden war. Sie wurden dann aber nicht gebraucht.
Lauterbach machte schon klar, dass eine Verlängerung solcher Vorgaben
über den 7. April hinaus nicht vorgesehen ist. Andere Corona-Regeln
wie zur Einreise nach Deutschland enden ebenfalls am 7. April. Eine
Isolationspflicht für Infizierte hatten die Länder schon aufgegeben.

Lauterbach betont, dass die lange geltenden Regeln mit Masken und
Tests gewirkt hätten und Lockerungen zum 1. März ermöglichten. Es
gibt aber auch Kritik. Die Virologin Melanie Brinkmann sagte der
«Rheinischen Post» (Samstag), sie hätte es besser gefunden, die
Maskenpflicht in den «kritischen Bereichen» des Gesundheitssystems
beizubehalten. «Leider sind die Masken stark politisiert worden, was
ich sehr bedaure.» Der Schutz sei unbestritten sehr hoch. Daher wäre
es sinnvoll, auch die Pflicht für Besucher von Kliniken, Praxen und
Heimen weiterlaufen zu lassen, «solange das Infektionsgeschehen hoch
ist». Verletzliche Gruppen könnten so viel besser geschützt werden.