Krisenstimmung dämpft Naturkosmetik-Euphorie Von Irena Güttel, dpa

Bei Bio-Lebensmitteln zeigt sich die gesunkene Konsumfreude: Die
Menschen kaufen diese nun eher im Discounter oder setzen auf günstige
Eigenmarken. Wie sieht es bei der Naturkosmetik aus?

Nürnberg (dpa) - Naturkosmetik ist längst nicht mehr nur etwas für
Ökos. Von der Reformhaus-Nische hat diese den Sprung auf den
Massenmarkt geschafft. Seit Jahren erobert natürliche Pflege immer
mehr Platz in den Regalen von Drogerien und Parfümerien. «Es ist
normal geworden - und es wird auch erwartet, dass das angeboten
wird», sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Parfümerien, Elm
ar
Keldenich. Nun scheint das Wachstum gestoppt. Eine Trendumkehr sehen
die Fachleute jedoch nicht.

«Das Interesse an Naturkosmetik hält an», sagt die Marktexpertin
Mirja Eckert. «Aktuell machen sich die wirtschaftlichen Einflüsse
aber bemerkbar. Die Probierfreudigkeit kommt gerade etwas ins
Stocken.» Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums sei der Umsatz im
vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro
zurückgegangen, sagt die Herausgeberin des Branchenmonitors
Naturkosmetik am Dienstag zur Eröffnung der Naturkosmetikmesse
Vivaness, die parallel zur weltgrößten Naturkostmesse Biofach in
Nürnberg veranstaltet wird. Bis Freitag werden auf der Vivaness mehr
als 200 Unternehmen ihre Neuheiten präsentieren. Trends sind in
diesem Jahr Baby- und Kinderpflege sowie weniger Inhaltsstoffe und
Verpackung.

14,3 Milliarden Euro gaben die Menschen in Deutschland nach
Hochrechnungen des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel
2022 für die Schönheitspflege aus - und damit rund 5 Prozent mehr als
im Jahr zuvor. Die Naturkosmetik sei bisher Wachstumstreiber in der
Körperpflege- und Kosmetikbranche gewesen, erläutert die Expertin
Anna Scheepers vom Marktforschungsunternehmen GfK, das auch am
Branchenmonitor beteiligt ist. 2022 habe es allerdings keinen
Käuferzuwachs gegeben. Die, die Naturkosmetik nutzten, griffen
verstärkt bei den preiswerteren Eigenmarken des Handels zu. «Durch
den höheren Anteil günstigerer Produkte sinkt aktuell auch der Umsatz
im Vergleich zum Vorjahr», sagt Scheepers.

Trotzdem sieht der Handel weiter große Potenziale bei der natürlichen
Pflege. So will Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas ihr
Naturkosmetik-Sortiment in den Filialen und im Online-Handel
ausbauen. «Naturkosmetik wird aus unserer Sicht ein Wachstumsmarkt
bleiben, da das Thema Nachhaltigkeit sowohl gesamtgesellschaftlich
als auch für die jüngeren Generationen immer wichtiger wird», sagt
ein Sprecher.

Ähnlich sieht es die Drogeriemarktkette DM. Die Nachfrage nach
Naturkosmetik sei in den vergangenen beiden Jahren stark gewachsen
und stabilisiere sich nun, sagte der zuständige Geschäftsführer
Sebastian Bayer. Die Produkte würden auch künftig eine wichtige Rolle
spielen.

Vor allem bei der Gesichts- und Körperpflege steht im Handel schon
viel Naturkosmetik zur Auswahl. Auch bei der Zahnpflege, Lippenbalsam
und anderen Produkten zur alltäglichen Pflege halte diese zunehmend
Einzug, sagt Trendforscherin Eckert. Bei den Düften und der
dekorativen Kosmetik sei ihr Anteil dagegen noch gering. Neben den
einstigen Naturkosmetik-Pionieren sind in den Regalen inzwischen auch
viele Start-ups und konventionelle Hersteller mit eigenen Naturmarken
oder «grünen Linien» vertreten.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher kann es deshalb schwierig sein,
sich in dem Pflege-Dschungel zurechtzufinden. Anders als bei
Bio-Lebensmitteln gebe es keine gesetzlichen Regelungen für
Naturkosmetik, kritisiert Eckert. Deshalb findet man auf Tuben und
Tiegeln zum Teil verschiedene Bezeichnungen wie Naturkosmetik,
Bio-Kosmetik, naturnah, vegan, mit Rohstoffen natürlichen Ursprungs,
inspiriert von der Natur. «Die Unterscheidung ist für
Verbraucherinnen und Verbraucher sehr schwer», meint auch Keldenich.

So ist Naturkosmetik nicht zwangsläufig Bio. Dagegen können
konventionelle Produkte mit «Bio» werben, wenn diese zum Beispiel ein
Bio-Limettenöl verwenden, ansonsten aber chemische und synthetische
Inhaltsstoffe. Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, sich an
Siegeln zu orientieren. Allerdings verzichteten gerade kleinere
Hersteller wegen der Kosten auf eine Zertifizierung, merkt Keldenich
an. Manche Start-ups entschieden sich sogar bewusst dagegen, meint
Eckert. Denn in Deutschland hätten die Siegel zwar eine große
Bedeutung, im Ausland aber oft nicht.

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