Forschung, Entwicklung, Anwendung - Neuer Verbund für Energiewende

Grüne Energieprozesse spielen in der Wirtschaft eine immer größere
Rolle. Neue Werkstoffe werden gebraucht, es geht um Energieeffizienz,
Wandlung und Speicherung. Unternehmen sind gefordert. Ein neuer
Verbund soll Wissen bündeln und Produktentwicklung vorantreiben.

Cottbus (dpa/bb) - Wie kann man Unternehmen in der Lausitz für die
Energiewende fit machen und gleichzeitig nachhaltige
Wertschöpfungssysteme schaffen? Dazu soll ein neuer Verbund die
wissenschaftlich-technische Basis schaffen. Das Strukturwandelprojekt
«SpreeTec neXt» wurde am Donnerstag von der
Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU),
den Fraunhofer-Instituten für Angewandte Polymerforschung IAP und für
Werkstoff- und Strahltechnik IWS und Partnern vorgestellt.

Das Bundesforschungsministerium fördert das Cluster mit bis zu 52,44
Millionen Euro. Das Geld ist Teil der Finanzierung des Bundes über
das Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen. «Die Energieversorgung der
Zukunft muss verlässlich, bezahlbar und klimaneutral sein. Mit
«SpreeTec neXt» leistet das Bundesministerium für Bildung und
Forschung dafür einen wichtigen Beitrag», sagte Staatssekretär Mario

Brandenburg zu der Investition.

Für energietechnische Systeme wie etwa Photovoltaik-Anlagen,
Blockheizkraftwerke und Speicher hätten sich die Rahmenbedingungen
geändert, sie müssten zukunftsfähig gemacht werden, erläuterte
Projektleiter Holger Seidlitz den Veränderungsprozess. So müssten
Speichersysteme für Wasserstoff leicht sein, Turbinenkomponenten
flexibler gestaltet werden. Es gehe dabei um andere Anforderungen an
Werkstoffe, beispielsweise an die Energieeffizienz und Fertigung. Der
Forscher leitet an der BTU das Fachgebiet Polymerbasierter Leichtbau
am Lehrstuhl Füge- und Schweißtechnik. «SpreeTec neXt» als
Wissenstechnologietransfer solle die Brücke schlagen zwischen
Forschung, Unternehmen und Fachkräften.

«SpreeTec next» ist Bestandteil des Lausitz Science Parks. In den
nächsten sieben Jahren soll das Projekt die Forschung und Entwicklung
in den Unternehmen und die Forschung an der BTU stärken. In dem
Verbund arbeiten mehr als 70 Partner zusammen.

«Durch die Forschung an hocheffizienten Werkstoffsystemen und den
zugehörigen Fertigungstechnologien sowie den Transfer erschließen wir
dieses enorme Potenzial», betonte BTU-Präsidentin Gesine Grande.

Seidlitz nannte als Beispiel für den Bedarf und Einsatz an neuen
Werkstoffen und Materialien auch das sich im Entstehen befindende
ICE-Instandhaltungswerk in Cottbus, welches «unheimliches Potenzial»
für das Verbundprojekt berge. 2024 sollen in dem Werk die ersten
ICE-Züge gewartet werden. Der ICE4 besteht zu Großteilen aus
Leichtbau-Faserverbundwerkstoffen. Metall und Kunststoff seien genau
die Stoffe, mit denen sich «SpreeTec neXt» befasse, so Seidlitz.

Zulieferer für spezielle Komponenten im Bahnbereich ist unter anderem
die System-Montage-Technik GmbH (SMT) in Forst (Spree-Neiße) mit rund
100 Beschäftigten. Martin Plettig, Leiter für Forschung und
Entwicklung beim Unternehmen, erläuterte, dass in einem Projekt mit
der BTU Leichtbaufußbodenplatten in Züge eingebaut worden seien, mit
denen 50 Prozent Gewicht gespart wurde. Die Erfahrungen sollen nun in
andere Anwendungen bei der Bahn einfließen. Dafür würden vom
Unternehmen Partner gebraucht, sagte Plettig.

Ihm zufolge geht es in der Region vor allem auch um Vernetzung, um
den Strukturwandel vor Ort gemeinsam zu gestalten. Dazu zeichneten
sich erste Erfolge in der Initiative für die Errichtung eines
Technologiezentrums FABRIC Lausitz in Forst ab. Es gehe darum,
interdisziplinäre Kompetenzen und moderne Fertigungstechnologien in
komplexen Wertschöpfungen zu verankern und damit die regionale
Wirtschaft zu stärken.

Und wie sieht es mit der Fachkräftegewinnung für all die Vorhaben
aus? Brandenburg habe nach zwei Corona-Jahren wieder gut an
Studierenden zugelegt, auch die BTU, sagte Wissenschaftsministerin
Manja Schüle (SPD). Das Land überzeuge als Wissenschaftsstandort.

Auch BTU-Präsidentin Grande sieht die Gewinnung von Nachwuchs
optimistisch. Ihre Einrichtung bringe die Nachwuchsförderung voran,
in Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen. So gebe es etwa
eine Nachwuchsforschergruppe, die aus eigenen Mitteln finanziert
werde. Die BTU investiere zudem in neue Studiengänge, die
international seien und anschlussfähig an neue
Forschungsschwerpunkte.