Bewegungsgipfel als Ziel- und Wendepunkt: Mehr Sport für alle Andreas Schirmer, dpa

Vom Bewegungsgipfel in Berlin soll ein Signal des Aufbruchs ausgehen.
Die Deutschen sollen zu mehr Sport und körperlicher Aktivität
gebracht werden.

Berlin (dpa) - Der Bewegungsgipfel am Dienstag (10.00 Uhr) in Berlin
ist der Beginn einer gemeinsamen Anstrengung von Bundesministerien
und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Ziel dieser
Initiative ist, dem weitverbreiteten Bewegungs- und Sportmangel bei
Jung und Alt in Deutschland entgegenzuwirken. 

Teilnehmer des Bewegungsgipfels 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach (beide SPD) richten den Bewegungsgipfel in der
Max-Schmeling-Halle aus. Erwartet werden Minister und Staatssekretäre
aus neun Bundesressorts, Vertreter der Bundesländer und der
kommunalen Spitzenverbände, Mitglieder des Bundestages sowie des
DOSB. «Sie verpflichten sich gemeinsam, konkrete Maßnahmen auf den
Weg zu bringen, um Bewegung und Sport für alle Menschen in
Deutschland möglich und einfach erreichbar zu machen - unabhängig von
Wohnort, Herkunft, Geschlecht, Alter, finanziellen Möglichkeiten und
individuellen körperlichen und geistigen Fähigkeiten», heißt es in

der Einladung des Innenministeriums zum Gipfel.

Lage des Sports und der Bewegung in Deutschland

Auf den ersten Blick ist Deutschland ein sportliches Land. Im DOSB
sind 27 Millionen Menschen in 87 000 Vereinen organisiert. Daten der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Robert Koch-Instituts (RKI)
weisen aber auf eine kritische Situation in Bezug auf die
körperlichen Aktivitäten der Bevölkerung hin. Laut RKI erreichen
lediglich ein Viertel der Kinder und Jugendlichen und nur ein Fünftel
der Erwachsenen die Empfehlungen zur Bewegung. Der jüngste
WHO-Bericht zeigte zudem, dass 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent
der Männer über 18 Jahre aktiver werden müssten. Außerdem bewegten

sich 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen zu wenig.

Ziel des Bewegungsgipfels

Nach der Premiere des Bewegungsgipfels soll im nächsten Jahr die
Detailarbeit zu verschiedenen Handlungs- und Problemfeldern beginnen.
Das soll zu einem Entwicklungsplan Sport und einer Strategie zur
Umsetzung führen. Ein Fokus liegt auf den Bedürfnissen von Kindern
und Jugendlichen, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie durch
Schließung von Sportanlagen und Ausfall von Sportunterricht besonders
betroffen waren. Hinzu kommen die Sportstättensituation,
Nachhaltigkeit, Stärkung des Ehrenamtes, Integration und Inklusion
oder Sport in Schule und Kitas. Geklärt werden muss am Ende zudem, wo
der Breitensport und die Sportentwicklung eine Schnittstelle auf dem
bundespolitischen Parkett bekommen. Eine Stabsstelle im Kanzleramt
anlog der für Kultur wäre ein Signal. Bisher ist der Breitensport
Sache der Länder und der Spitzensport im BMI angesiedelt.   

Erwartungen des organisierten Sports

«Wir müssen die Gesellschaft wieder in Bewegung bringen», sagte
DOSB-Präsident Thomas Weikert. Dafür bedürfe es eines Kulturwandels,

der anerkennt, dass Bewegung und Sport unverzichtbar und von
unschätzbarem Wert seien - für die Entwicklung von Kindern und jungen
Menschen als auch für das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung der
erwachsenen Bevölkerung. «Der Gipfel wird einen richtigen Schub,
einen Paradigmenwechsel auslösen - wenn jeder liefert», sagte
Michaela Röhrbein, Vorstand Sportentwicklung des DOSB. Abgesehen von
der Vielzahl der Themen, die angepackt werden müssen, erhofft sich
der Dachverband für die größte Bürgerbewegung des Landes auch
Anerkennung der Politik, die in der Corona-Krise gefehlt habe und zu
Bewegungsstillstand durch Lockdowns geführt hat.