Bewegungsgipfel als Novum und Punktsieg für den Sport Andreas Schirmer, dpa

Es bewegt sich etwas. Der erste Bewegungsgipfel in Berlin mit acht
Bundesministerien am Tisch soll der Start zur Entwicklung eines
bewegungsfreundlichen Sportlandes werden.

Frankfurt/Main (dpa) - Der DOSB hat den Begriff Sportdeutschland
geprägt und damit ein fragwürdiges Etikett geschaffen. Es gibt zwar
unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes in 87 000
Vereinen rund 27 Millionen Mitglieder. Trotzdem sind die Menschen in
Deutschland zu wenig in Bewegung. Das soll sich ändern. Der
Bewegungsgipfel am kommenden Dienstag in Berlin soll der Startschuss
zu einer umfassenden Mobilisierung der Bürger werden. Eingeladen
haben dazu Innen- und Sportministerin Nancy Faeser und
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD).  

«Der Gipfel wird einen richtigen Schub, einen Paradigmenwechsel
auslösen - wenn jeder liefert», sagte Michaela Röhrbein, Vorstand
Sportentwicklung des DOSB, der Deutschen Presse-Agentur. «Der Gipfel
ist noch gar nicht eröffnet und wir haben bereits etwas erreicht.» Es
sei ein absolutes Novum, dass acht Bundesministerien in die
Max-Schmeling-Halle kommen würden, um sich mit dem Sport gemeinsam
gegen Bewegungslosigkeit und für «ein aktiveres Land» zu engagieren.

«Auf jeden Fall ist das ein erster Punktsieg. Dadurch wird es nur
Gewinner geben», meinte Röhrbein.

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz nicht dabei sein wird, macht das
Treffen für den Linken-Politiker André Hahn nur noch zum
«Bewegungszipfel». Dies sieht der DOSB nicht so. «Jeder wünscht sic
h
den Bundeskanzler in derartigen Runden», befand Röhrbein (48).
«Andererseits: Wenn wir den Bundeskanzler hätten und nur zwei, drei
Ministerien mit am Tisch säßen, wäre auch nicht viel gewonnen. Es
solle keine «schicke» Veranstaltung werden, sondern danach weiter
gearbeitet werden. 

«Die Politik hat es gut begriffen, dass wir etwas tun müssen», sagte

DOSB-Präsident Thomas Weikert zufrieden über das Zustandekommen des
Gipfels. Denn es gibt viel zu tun in Sportdeutschland, weil viel im
Argen liegt. Die Corona-Pandemie und die Energiekrise machte vieles
offensichtlicher - auch die wenig ausgeprägte Anerkennung der
Bedeutung des Breiten- und Freizeitsports von der Berliner Politik.

Die Länder und Kommunen sind zwar dafür zuständig, aber in der
Corona- und Energiekrise war die Hilfe des Bundes für den Sport
existenziell. Gehört wurde das SOS-Signal an der Spree lange nicht.
In den drei Entlastungspaketen in der Energiekrise kam der Sport
nicht vor. «Anerkennung bekommt der Sport ja häufig, in Reden oder
Feierstunden. Aber das hat dann allzu oft keine Folgen im politischen
Handeln», klagte Röhrbein.

Die Notwendigkeit des gemeinsamen Anpackens wird dringlicher, wie der
jüngste Bericht der Weltgesundheitsorganisation gezeigt hat. 44
Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer über 18 Jahre müssten
aktiver werden, so die WHO. Besonders beunruhigend sei es bei den
Jugendlichen in Deutschland: 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent
der Jungen bewegten sich zu wenig. Adipositas und psychische Symptome
nähmen zu. «Das kann ja niemanden kaltlassen», sagte Röhrbein. «W
ir
müssen ein bewegungsfreundliches Sportland werden.» 

Nach dem Start durch den Berliner Gipfel soll nächstes Jahr ein
Entwicklungsplan Sport und eine Strategie zur Umsetzung ausgearbeitet
werden, in denen Handlungsfelder wie Sportstätten, Nachhaltigkeit,
Integration, Inklusion, Sport in Schule und Kitas sowie die Stärkung
des Ehrenamts aufgenommen werden sollen.

«Ich erwarte beim Gipfel nicht, dass etwa Bundesbauministerin Klara
Geywitz gleich sagt, hier ist eine Milliarde Euro pro Jahr zum Abbau
des Sanierungsstaus bei den Sportstätten», erklärte Röhrbein. «Ic
h
erwarte aber schon, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den
Bewegungsgipfel als Start- und Wendepunkt ernst nehmen.»     

Geklärt werden muss am Ende auch, wo der Breitensport und die
Sportentwicklung eine Verortung auf dem bundespolitischen Parkett
bekommen. Eine Stabsstelle im Kanzleramt ist das bevorzugte Ziel des
Landessportbundes Berlin. «Das ist ein wichtiger Punkt, weil der
ressortübergreifende Faktor so wichtig ist», sagte Präsident Thomas
Härtel, der den Bewegungsgipfel begrüßt. «Das ist eindeutig ein gut
es
Signal.» Scharfe Kritik äußerte er dagegen am Fernbleiben des
Bundesbildungsministeriums. «Bildung braucht auch Bewegung. Ich
hoffe, dass das Ministerium noch mal in sich geht. Es ist auch ein
Zeichen, dass noch viel zu tun ist.»

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