RKI: Zahl der Atemwegserkrankungen über der vorpandemischer Jahre

Bei Corona zeigt sich noch kein wieder steigender Trend - bei anderen
Atemwegserkrankungen hingegen gibt es ein deutliches Plus. Die
Fallzahlen lägen über denen vorpandemischer Jahre, heißt es vom RKI.

Und es sei mit weiter steigenden Werten zu rechnen.

Berlin (dpa) - Bei den gemeldeten Corona-Fällen in Deutschland bleibt
der Trend laut Robert Koch-Institut (RKI) zunächst weiter abnehmend.
Die Zahl akuter Atemwegserkrankungen generell aber ist nach Daten der
Online-Befragung «GrippeWeb» im Vergleich zur Vorwoche deutlich
gestiegen, wie es im RKI-Wochenbericht zur Entwicklung der
Corona-Pandemie von Donnerstagabend heißt. In der Woche bis 20.
November lag sie demnach mit etwa sieben Millionen sogar über dem
Bereich vorpandemischer Jahre.

In den kommenden Wochen sei saisonal bedingt weiter mit einer
steigenden Zahl respiratorischer Erkrankungen zu rechnen.
«Insbesondere die Positivenrate und die Zahl der Erkrankungen durch
Influenza zeigen einen deutlich steigenden Trend, zudem führen
RSV-Infektionen insbesondere bei Kleinkindern vermehrt zu
Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen.»

Dies schlägt sich auch in der Erfassung schwerer akuter
respiratorischer Infektionen (Sari) neu im Krankenhaus aufgenommener
Patientinnen und Patienten nieder: Aktuell werden bedingt durch die
ungewöhnlich starke RSV-Zirkulation deutlich mehr Sari-Fälle bei den
bis 4-Jährigen verzeichnet als in den vorpandemischen Jahren und im
Vorjahr, wie es vom RKI hieß. Auch in den folgenden Altersgruppen bis
14 Jahre liegen die Sari-Werte demnach auf einem sehr hohen Niveau.

Bei den Meldungen zu Corona-Nachweisen war zunächst noch kein Anstieg
zu verzeichnen: Bundesweit sei die Sieben-Tage-Inzidenz vergangene
Woche im Vergleich zur Woche davor erneut um 17 Prozent gesunken,
heißt es im RKI-Wochenbericht. Die meisten Ergebnisse darin beziehen
sich auf die vergangene Woche. Die höchsten Inzidenzen betrafen
demnach Menschen über 90 Jahren, für die auch der geringste Rückgang

der Inzidenzwerte seit der Woche davor vermerkt wurde.

Die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Covid-19 ging laut Bericht
ebenfalls weiter zurück. Auch auf den Intensivstationen im Land
wurden demnach weniger Schwerkranke mit dem Virus behandelt. Zudem
berichtet das RKI weiter von einem Rückgang der Ausbrüche in Alten-
und Pflegeheimen. Der Rückgang der Erkrankungszahlen zeige sich seit
Mitte Oktober, hieß es.

Die Verbreitung der relativ neuen Omikron-Sublinie BQ.1.1 in
Deutschland nahm weiter zu. Der Anteil in einer Stichprobe habe
vorvergangene Woche bei fast neun Prozent gelegen (Vorwoche: acht),
hieß es im Bericht. «Auch in anderen Ländern ist BQ.1.1 bereits eine

der am häufigsten nachgewiesenen Sublinien, wobei mit der Verbreitung
von BQ.1.1 und auch BF.7 bisher keine Erhöhung der Krankheitslast
beobachtet wird.»

Dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge hängt der Verlauf
des Winters unter anderem davon ab, welche dieser beiden
Corona-Varianten sich durchsetzt: Sollte der Omikron-Abkömmling
BQ.1.1 dominant werden, «könnte der Winter noch einmal schwierig
werden», sagte Drosten. Er sehe aber auch die Möglichkeit einer
sanften Winterwelle.

Ersten Erkenntnissen zufolge kann BQ.1.1 der Immunantwort von
Menschen, die geimpft und/oder genesen sind, vergleichsweise gut
entgehen. Zudem werden für die Behandlung der Corona-Subvariante wohl
neue Therapien notwendig: Alle derzeit zugelassenen
Antikörpertherapien wirkten bei ihr nicht, hatte das Deutsche
Primatenzentrum am Mittwoch mitgeteilt.

Vor allem in Regionen, in denen BQ.1.1 bereits stark verbreitet ist,
sollten Ärzte bei der Behandlung infizierter Risikopatienten nicht
allein auf Antikörpertherapien setzen, sondern zusätzlich weitere
Medikamente wie Paxlovid in Betracht ziehen, sagte Studienleiter
Markus Hoffmann. Darüber hinaus müssten neue Antikörpertherapien
entwickelt werden.