Experten: Sporttherapie bei Long Covid mit Erschöpfung ungeeignet

Jena (dpa) - Sport- und Bewegungstherapien als klassische Angebote
von Reha-Kuren sind nach Einschätzung von Ärzten für einen Großteil

der an Spätfolgen einer Corona-Infektion leidenden Menschen nicht
geeignet. Bei Long-Covid-Patienten, die unter extremer Erschöpfung
(Fatigue) litten, könnten sich die Symptome nach körperlicher
Belastung sogar verschärfen, hieß es am Samstag auf dem ersten
Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid. «Vom Sport als

klassischen Reha-Bestandteil müssen wir bei diesen Patienten
abrücken», sagte die Ärztin Claudia Ellert von der
Betroffeneninitiative Long Covid Deutschland.

Fatigue gilt als eines der häufigsten Symptome von Long Covid.
Angesichts der Vielzahl der Symptome bei dieser Erkrankung seien
«extrem flexible» Angebote der medizinischen Rehabilitation für die
Betroffenen nötig, so Ellert. Besonders wichtig seien für sie
Schulung, Aufklärung und sozialmedizinische Beratung, damit die
Erkrankten wieder in ihren Alltag zurückkehren könnten.

Angesichts der Vielzahl der bei Long Covid möglichen Symptome dürfe
man Patienten bei der Behandlung «nicht alle über einen Kamm
scheren», sagte die Lungenfachärztin Jördis Frommhold, die an der
Reha-Klinik in Heiligendamm mehr als 5500 Long-Covid-Patienten
behandelt hat. Entscheidend seien die jeweiligen Symptome. «Das gilt
auch für die Reha bei der Auswahl der Kliniken.»

Frommhold ist Präsidentin des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long
Covid, der in Jena seit Freitag seinen ersten Kongress mit mehr als
2000 vor Ort oder digital Teilnehmenden veranstaltet. Experten aus
Deutschland, Großbritannien, Südafrika, den USA und Brasilien
tauschen dort Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie von Long Covid
aus.

Als Long Covid definieren die deutschen Patientenleitlinien
Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion
bestehen, als Unterform Post Covid dauern sie länger als zwölf Wochen
an.