Nach Kritik an Corona-Politik kämpft versetzter Amtsarzt vor Gericht
Für Corona-Skeptiker ist er der Beleg, dass der Staat in der Pandemie
weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Amtsarzt Pürner wurde nach
öffentlicher Kritik an den Regierenden auf einen neuen Posten
versetzt. Nun will er mit Hilfe der Justiz seinen Ruf retten.
Augsburg (dpa/lby) - Der in der Corona-Krise als Leiter des
Gesundheitsamtes im Landkreis Aichach-Friedberg abgelöste
Behördenchef Friedrich Pürner versucht vor Gericht seinen Ruf wieder
herzustellen. Das Verwaltungsgericht in Augsburg verhandelte am
Donnerstag mehrere Klagen des Mediziners gegen den Freistaat. «Ich
möchte rehabilitiert werden», sagte Pürner in der Verhandlung.
Pürner musste im Herbst 2020 kurzfristig seinen Posten räumen,
nachdem er die Corona-Politik der Staatsregierung kritisiert hatte.
Pürner wurde dann ans Landesamt für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit versetzt. Dies war von ihm und vielen anderen
als Strafversetzung des Beamten verstanden worden.
Mittlerweile ist er an der Regierung von Oberbayern beschäftigt. Dort
ist er für die Abnahme von Gesundheitsprüfungen zuständig. Der
55-Jährige machte klar, dass es ihm darum gehe, wieder angemessen als
Amtsarzt beschäftigt zu werden. Er müsse noch 10 bis 12 Jahre in dem
Job arbeiten und sei bereits am Ende seiner Karriere. «Ich bin doch
politisch verbrannt», meinte er.
Der Vertreter des Freistaats widersprach in dem Prozess, dass Pürner
damals mit seiner Versetzung ans Landesamt sanktioniert werden
sollte. Pürner sollte an der Digitalisierung der Gesundheitsämter
mitarbeiten und sei dafür qualifiziert gewesen. «Ein Schaden hat der
Kläger nicht gehabt.»
Der Fall hatte in der Pandemie über Schwaben hinaus für viel
Aufmerksamkeit gesorgt. Pürner hatte beispielsweise die Maskenpflicht
und die Schließung ganzer Schulklassen bei einzelnen Corona-Fällen
kritisiert. Corona-Skeptiker sahen ihn daher als Vorbild, auch
Kollegen solidarisierten sich mit ihm. Ein im Internet
veröffentlichter offener Brief wurde von Hunderten Medizinern
unterzeichnet. Bis heute kommentiert Pürner insbesondere auf Twitter
die Corona-Politik kritisch.
Im März 2021 beschäftigte sich auch der Landtag in München mit dem
Fall, weil eine Bürgerin eine Petition pro Pürner eingereicht hatte.
Wegen des schwebenden Verfahrens beim Verwaltungsgericht wurde über
die Petition damals aber zunächst nicht entschieden.
Letztlich einigten sich die Parteien in der Verhandlung am Donnerstag
darauf, unter Moderation des Gerichts noch einmal nach einer
gütlichen Einigung zu suchen. Die Klagen Pürners ruhen so lange.
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