Coronaviren im Abwasser aufspüren - landesweite Überwachung beginnt
Nicht jeder, der Coronaviren in sich trägt, lässt einen PCR-Test
machen und wird offiziell erfasst. Um sich ein besseres Lagebild zu
verschaffen, können die Behörden nun auf ein weiteres Instrument
zurückgreifen, das auch unentdeckten Infektionen auf die Spur kommt.
Mainz (dpa/lrs) - Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hat
am Donnerstag den offiziellen Startschuss für die landesweite
Spurensuche nach Coronaviren im Abwasser gegeben. Das zunächst auf
ein halbes Jahr angelegte Projekt soll den Behörden ein besseres Bild
zur Beurteilung der aktuellen Pandemiesituation verschaffen. «Die
übliche Inzidenz hat nicht mehr viel Aussagekraft», erklärte
Ministerialdirektor Daniel Stich bei einem Besuch im Klärwerk Mainz,
dem größten im Land. Hier werden täglich 50 Millionen Liter Abwasser
gereinigt und aufbereitet.
Dort und in rund einem Dutzend weiterer Kläranlagen werden nun aus
dem Abwasser Proben entnommen und von einem Fachlabor untersucht. Die
Auswertung soll zeigen, ob die Pandemie stagniert, sich ausbreitet
oder zurückgeht. Auch das frühzeitige Aufspüren neuer Untervarianten
des Virus sei möglich. «Wir bereiten uns auf Herbst und Winter vor»,
sagte Stich.
Entsprechende Pilotversuche gab es bereits in Mainz, Trier und
Neustadt an der Weinstraße. Für die landesweite Ausdehnung des
Projekts werden nun auch die Klärwerke in Andernach, Bad Kreuznach,
Germersheim, Kaiserslautern, Koblenz, Landau, Montabaur, Speyer,
Worms, Pirmasens und Zweibrücken hinzugenommen.
In Mainz und an den anderen Standorten werden wöchentlich zwei
Abwasserproben als 24-Stunden-Mischprobe entnommen, wie Hanane
Nadi-Adraoui, Leitung Qualitätsüberwachung Wirtschaftsbetrieb Mainz,
erklärt. Analysiert werden die Proben von dem Diagnostikunternehmen
Bioscientia, das die gekühlte Flüssigkeit an den einzelnen Werken
auch abholt.
Nach Angaben von Stich liegen die Ergebnisse der Analysen binnen 48
Stunden vor. «Ich glaube, dass wir dann ein sehr gutes Frühwarnsystem
haben», sagte er. Die Daten sollen auch veröffentlicht werden,
entweder vom Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz (LUA) oder vom
Gesundheitsministerium. Nach einer «Einschwungphase» sollen sie dann
etwa ab Mitte Oktober einzusehen sein. Auch in den bundesweiten
Corona-Radar sollen sie einfließen.
Laut Gesundheitsministerium handelt es sich bei dem prüfenden Blick
in die Abwässer um einen ergänzenden Baustein zur Beurteilung der
Pandemieentwicklung neben den altbekannten Inzidenzzahlen. Ein
weiterer soll laut Stich demnächst folgen: In einer sogenannten
Sentinel Kohorte soll eine bestimmte Personengruppe als
repräsentativer Ausschnitt der Bevölkerung untersucht werden.
Einzelheiten dazu will das Ministerium demnächst bekannt geben.
Das nun angelaufene Abwasserprojekt ist zunächst auf ein halbes Jahr
angelegt und wird rund 500 000 Euro kosten. Möglich ist laut Stich
auch eine schnellere Taktung als die bisher geplanten zwei
Probeentnahmen pro Woche.
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