Endlich ganz oben - Michael Sen startet als Chef von Fresenius Von Alexander Sturm, dpa
Schon einmal wurde Michael Sen als Chef eines Dax-Konzerns gehandelt.
Nun schafft er den Sprung beim Gesundheitsunternehmen Fresenius. Dort
wartet viel Arbeit auf ihn. Die kann er mit einer neuen Chefin bei
der Dialysetochter FMC angehen.
Bad Homburg (dpa) - Er kann sich an der Spitze von Fresenius
beweisen: Michael Sen (53) soll den Gesundheitskonzern und größten
privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands aus der Dauerkrise führen.
Nach Gewinnwarnungen, einem Verfall des Börsenwertes von Fresenius
und der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) sowie langen
Debatten über die Konzernstrategie steht er vor enormen Aufgaben.
Auch bei FMC folgt mit Carla Kriwet eine neue Chefin, so dass mit
Beginn des Oktober eine Doppelspitze bei dem Bad Homburger Konzern am
Start ist.
Sens Berufung kam nicht überraschend, sondern eher der Zeitpunkt:
Schon bei seinem Antritt als Vorstand der Flüssigmedizinsparte
Fresenius Kabi im April 2021 wurde er als Nachfolger des glücklosen
Vorstandschefs Stephan Sturm gehandelt. Sen ist ein ausgewiesener
Finanzexperte und war schon öfter der Mann für die großen Deals. Als
Finanzvorstand von Eon 2016 war er für die Abspaltung der
Kraftwerkssparte Uniper mitverantwortlich. Bei Siemens verantwortete
er 2018 den Börsengang der Medizintechniktochter Healthineers. Dabei
wurden ihm immer wieder Ambitionen für Größeres nachgesagt.
Fresenius mit mehr als 300 000 Beschäftigten weltweit und über 37
Milliarden Euro Umsatz aus der Krise zu führen, wird Sens bisher
größte Aufgabe. Ehrgeiz bringt er mit: Bei Siemens stieg der Sohn
indischer Einwanderer nach einer Lehre zum Industriekaufmann und
späterem BWL-Studium bis in den Vorstand auf. Mit dem
Healthineers-Börsengang gab es Spekulationen, er könnte ein Kandidat
für die Nachfolge des damaligen Siemens-Chefs Joe Kaeser sein. Doch
später kam es offenbar zum Zerwürfnis. Sen warf hin. Fresenius kommt
nun seine Erfahrung mit Transformationen gelegen.
Schon Vorgänger Sturm stieß eine unglücklich verlaufene Debatte übe
r
die Aufstellung von Fresenius an. So betonte er die Vorteile eines
breiten Konzerns, doch läutete er zugleich die Suche nach Investoren
für eine Beteiligung an der Kliniktochter Helios ein und schloss auch
einen Helios-Börsengang nicht aus.
Sen, der eloquent, aber zurückhaltend auftritt, genießt an der Börse
einen guten Ruf. «Er weiß, wie der Kapitalmarkt tickt und ist in der
Kommunikation sicher sehr gut», sagt Ingo Speich, Nachhaltigkeitschef
der Fondsgesellschaft Deka. Neu für ihn sei aber die Rolle als
Vorstandschef. «Sen muss zeigen, dass er ein Unternehmen prägen
kann.» Er müsse eine Strategie gestalten und umsetzen können und
dabei die Prognosen von Fresenius verlässlich machen, meint Speich.
Eine Bürde sei die hohe Verschuldung, während der Aktienkurs mit
zuletzt einem Zehn-Jahres-Tief eine dankbare Ausgangsbasis sei.
An Sens Seite startet zeitgleich bei FMC Carla Kriwet (51), die
zuletzt Chefin der Bosch-Tochter BSH Hausgeräte war. Sie folgt auf
den langjährigen FMC-Chef Rice Powell, der in Rente geht. Die
promovierte Betriebswirtin, die in Essen geboren wurde, stammt aus
einer Managerfamilie. Ihr Vater Heinz Kriwet war langjähriger
Vorstandschef des Stahlkonzerns Thyssen. «Übermäßiger Respekt vor
wichtigen Managern wurde mir nicht gerade in die Wiege gelegt», sagte
Kriwet einmal der «Süddeutschen Zeitung».
Kriwet, die als durchsetzungsstark bekannt ist, gilt als
Wunschkandidatin Sturms. Er lobte sie als erfahren und empathisch
sowie ihre Fähigkeiten für Transformationen und Umstrukturierungen.
Diese wird Kriwet brauchen. FMC leidet darunter, dass immer noch
viele chronisch Nierenkranke am Coronavirus sterben. Im vergangenen
Jahr brach der Gewinn ein. Die Prognose für dieses Jahr musste FMC
unter anderem wegen Personalmangels in den USA senken. Zugleich lässt
die Verschuldung des Fresenius-Konzerns wenig Spielraum für größere
Übernahmen. Die Startbedingungen für Kriwet könnten angenehmer sein.
Die Managerin, die sich als Vorstand der Hilfsorganisation «Save the
Children» in der Entwicklungshilfe engagierte, hat sich nach
Stationen beim Industriegasespezialisten Linde, dem
Medizintechnikkonzern Dräger und dem niederländischen
Gesundheitsunternehmen Philips einen guten Ruf erworben. Bei FMC
landet Kriwet nun in der obersten Börsenliga auf dem Chefposten - mit
der Chance und Bürde, sich bei einem Sanierungsfall zu beweisen.
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