Mehr Angststörung-Diagnosen bei Mädchen 2021 in Sachsen
Die Pandemie ist auch im zweiten Jahr nicht spurlos an Kindern und
Jugendlichen vorübergegangen. Besonders betroffen ist auch die
Psyche.
Dresden (dpa/sn) - Im zweiten Corona-Jahr wurde nach Angaben der
Krankenkasse DAK-Gesundheit in Sachsen bei den zehn- bis 14-jährigen
Mädchen um knapp ein Viertel häufiger eine Angststörung
diagnostiziert als vor der Pandemie. «Insgesamt waren eher
Jugendliche von Neuerkrankungen der Psyche oder von
Verhaltensstörungen betroffen als jüngere Kinder», wie aus dem am
Donnerstag in Dresden veröffentlichten aktuellen Kinder- und
Jugendreport hervorgeht. Die Zahl erstmalig ärztlich behandelter
Adipositas-Fälle sei bei den Jungen im Jugendalter um mehr als die
Hälfte und bei den Mädchen im Grundschulalter um knapp ein Drittel
gestiegen.
Ausgewertet wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von rund
19 000 Kindern und Jugendlichen in den Jahren 2018 bis 2021. Danach
gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und
Arzneimittel-Verschreibungen 2021 insgesamt weiter zurück.
DAK-Landeschefin Christine Enenkel warnte vor Langzeitfolgen und
sagte, dass die Kinder- und Jugendgesundheit nur in Zusammenarbeit
mit allen Verantwortlichen verbessert werden kann.
Auffällig ist laut DAK, dass bei jüngeren Kindern steigende
Neuerkrankungsraten die Ausnahme blieben, es bei Jugendlichen bei
vier der zehn häufigsten psychischen Erkrankungen oder
Verhaltensstörungen aber teils deutliche Zuwachsraten gab. Bei den
zehn- bis 14-jährigen Mädchen nahmen Angststörungen um fast ein
Viertel im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zu, bei den gleichaltrigen
Jungen ging die Neuerkrankungsrate um ein Drittel zurück.
Bei Mädchen gab es mehr als doppelt so viele Behandlungsfälle wie bei
Jungen. Bei den Älteren nahmen Angststörungen bei beiden
Geschlechtern leicht zu. Dabei wurden Mädchen fast dreimal so häufig
erstmals ärztlich behandelt wie Jungen. Es gab allerdings seltener
Diagnosen von Depression. Das könnte laut Enenkel damit
zusammenhängen, dass weniger Kinder und Jugendliche in Arztpraxen und
Krankenhäuser kamen.
Bei Grundschülern nahmen Adipositas-Fälle im Vergleich zum
Vor-Pandemiezeitraum um knapp ein Drittel zu, bei Jungen gingen sie
um 37 Prozent zurück. Bei Jugendlichen indes war es umgekehrt: plus
54 Prozent bei Jungen und minus 14 Prozent bei Mädchen. Im Vergleich
zu 2019 gab es acht Prozent weniger Arztbesuche und 19 Prozent
weniger Krankenhausaufenthalte. Besonders groß waren die Rückgänge
bei Infektionskrankheiten (minus 39 Prozent) und Atemwegserkrankungen
(minus 24 Prozent).