Debeka-Chef befürchtet weniger Altersvorsorge wegen Energiekrise

Gas, Strom und Supermärkte werden immer teurer. Die Vorsorge für den
Ruhestand könnte daher zurückgehen, warnen die Debeka-Versicherungen.

Koblenz/Berlin (dpa/lrs) - Angesichts explodierender Energiepreise
und hoher Inflation befürchtet der Chef der
Debeka-Versicherungsgruppe branchenweit einen Einbruch bei der
privaten Altersvorsorge. «Wir merken etwa seit Juni, dass die
Menschen verunsichert sind», sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas
Brahm am Stammsitz Koblenz der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn sie
nicht wissen, ob sich ihre Gaskosten im Winter verdoppeln oder
verdreifachen und wie es mit der Teuerung im Supermarkt weitergeht,
dann kann es zu einem deutlichen Spardruck kommen», ergänzte der Chef
einer der größten deutschen Versicherungsgruppen. «Das wäre
verheerend mit Blick auf eine zunehmende Altersarmut und die
Schwierigkeiten der gesetzlichen Sicherungssysteme in Deutschland.»

Zusätzlich zu unzureichender privater Altersvorsorge neben Rente oder
Pension befürchtet Brahm nach eigenen Worten «auch einen Rückgang
beim Abschluss von Kranken- und Pflegezusatzversicherungen». Früher
sei es darum gegangen, überhaupt die Notwendigkeit privater Vorsorge
zu vermitteln - besonders parallel zur oft nicht üppigen Rente mit
immer mehr älteren und immer weniger jüngeren Bürgern in Deutschland.

«Corona hat außerdem dafür gesorgt, dass sich die Leute auch über
ihre Gesundheitsabsicherung mehr Gedanken gemacht haben», sagte der
Debeka-Chef. «Aber jetzt glaube ich, dass diese Absicherung von einem
relativ hohen Niveau aus wieder deutlich zurückgehen wird, gerade in
dem so wichtigen Bereich der Pflegevorsorge.»

Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der
Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin, Jörg Asmussen,
teilte der dpa mit: «Grundsätzlich gilt: Langfristige Vorsorge und
Absicherung werden in Krisenzeiten tendenziell in die Zukunft
vertagt.» Die Inflation erhöhe den Vorsorgebedarf für künftige
Zeiten, enge aber auch den Spielraum zum heutigen Sparen ein. «Daher
ist eine bessere Förderung insbesondere von Geringverdienern dringend
notwendig. Zugleich müssen die Ertragschancen bei der Riester-Rente
und in der betrieblichen Altersvorsorge verbessert werden, um der
Inflation zu begegnen», forderte Asmussen. «Eine Lockerung der
100-prozentigen Beitragsgarantie würde es den Anbietern erlauben, das
Geld der Kunden chancenreicher anzulegen.»