Vorlesekamera und Elektrodenanzug - Pflegemesse Rehacare startet neu Von Dorothea Hülsmeier, dpa

Immer mehr Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Der Markt
für Hilfsmittel wächst stetig. Doch nicht alles zahlt die
Krankenkasse.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Steffen Uphoff leidet seit seiner Geburt an
spastischen Störungen. Seine Gelenke und Muskeln versteifen. Um
längere Strecken zurücklegen zu können, braucht er einen Rollstuhl.
Nun steckt der 31-jährige Wilhelmshavener in einem schwarzen
Ganzkörperanzug mit 58 Elektroden, die seine Muskeln stimulieren.
Eine Stunde am Tag trägt er den eng anliegenden Anzug, dann zieht er
wieder seine Alltagskluft an und kann sich nach eigenen Angaben ein
bis zwei Tage besser und mit weniger Anstrengung bewegen.

Der Elektrodenanzug ist eine der Neuheiten der internationalen
Pflegemesse Rehacare, die nach zwei Jahren coronabedingter Pause am
Mittwoch in Düsseldorf startet. Bis Samstag zeigen knapp 700
Aussteller aus fast 40 Ländern Produkte, die das Leben von
behinderten und pflegebedürftigen Menschen erleichtern sollen.

Im Fokus der Messe stehen dieses Jahr unter anderem Hilfsmittel für
Kinder und behindertengerechte Umrüstungsmöglichkeiten für Autos, wie

Messe-Direktor Hannes Niemann am Montag sagte.

Ende 2021 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund 7,8
Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland - das ist fast
jeder zehnte. Mehr als 4,1 Millionen Menschen waren Ende 2019 laut
Pflegestatistik pflegebedürftig. Von ihnen wurden etwa 3,3 Millionen
zuhause versorgt.

Pflege und Rehabilitation sind ein wachsender Milliardenmarkt: Allein
die gesetzlichen Krankenkassen gaben im vergangenen Jahr fast 9,8
Milliarden Euro für Hilfsmittel aus. Hinzu kamen zahlreiche privat
finanzierte Produkte.

Hochtechnisierte Hilfsmittel wie etwa den Ganzkörperanzug «Exopulse
Mollii Suit» muss man sich allerdings auch leisten können. 7500 bis
8500 Euro kostet der Anfang des Jahres in Deutschland eingeführte
Anzug nach Angaben der Firma Ottobock. Die Kostenübernahme steht nach
Angaben des Marktmanagementleiters Daniel Hublitz «noch in den
Anfängen». Viel müsse noch privat gezahlt werden.

Getragen werden könne der Anzug von Kindern und Erwachsenen mit
Spastiken, Multipler Sklerose oder nach einem Schlaganfall, um ihre
Mobilität zu stärken und Schmerzen zu lindern. Patienten könnten
dadurch etwa auch wieder Gläser greifen, Schuhe zubinden «oder das
Gehen wieder für sich entdecken», so Hublitz.

Mit Preisen ab 30 000 Euro aufwärts ist auch der geländegängige
Elektrorollstuhl «ibot» mit vier Rädern nicht gerade preiswert.
Gehbehinderte Menschen können mit dem Rollstuhl nicht nur Treppen
überwinden, sondern den Sitz auch hochfahren und so auf Augenhöhe mit
Nichtbehinderten kommen oder etwa im Supermarkt Lebensmittel aus
hohen Regalen holen. Dafür stellt sich der Rollstuhl auf zwei Räder -
die Technik übernimmt das Halten des Gleichgewichts. Produziert wird
das Gefährt in den USA und in Europa von einer niederländischen Firma
vertrieben.

Eine Kamera - etwa so groß wie ein USB-Stick - liest sehbehinderten
Menschen alles Gedruckte vor. Sie kann aber auch eingespeicherte
Gesichter erkennen und Geldscheine. Sie kostet in zwei Ausführungen
3745 oder 4815 Euro und kann nach Angaben des Herstellers Orcam als
Hilfsmittel bei Krankenkassen eingereicht werden.

Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie rückt die Rehacare auch das
Thema Long Covid - also länger anhaltende Beschwerden nach
Corona-Infektionen - in den Vordergrund. Betroffene sollen sich auf
der Messe fachübergreifende Plattform mit Experten austauschen
können. Rund 160 Selbsthilfegruppen zu Long Covid seien bundesweit
bereits gegründet worden, sagte Martin Danner, Geschäftsführer der
Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe.

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