Virologe Streeck: An Omikron angepasste Impfung kein Gamechanger

Berlin/Bonn (dpa) - Angesichts der neuen angepassten
Omikron-Impfstoffe dämpft der Virologe Hendrik Streeck die
Erwartungen. «Der Booster sorgt noch einmal für etwas gesteigerte
Antikörperspiegel im Blut von Geimpften. Wie gut er vor einer
Infektion schützt, wurde nicht getestet», sagte der Wissenschaftler,
der Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung ist, der
Deutschen Presse-Agentur.

Man müsse davon ausgehen, dass der Effekt ausfalle wie beim
bisherigen Booster, also mit einem Schutz vor Ansteckung für einen
ungefähren Zeitraum von drei Monaten. «Ein Schutz vor Ansteckung für

einen längeren Zeitraum ist nicht bewiesen und auch nicht
wahrscheinlich», sagte der Direktor des Instituts für Virologie der
Universität Bonn. Trotz allem sei auch hier ein guter Schutz vor
schwerer Erkrankung wie bei den vorherigen Impfstoffen gegeben.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am Donnerstag den Weg
für zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe für Menschen
ab zwölf Jahren freigemacht: Es geht um Booster, die auch der
Sublinie BA.1 Rechnung tragen.

«Man muss ganz deutlich sagen: Die Verwendung des angepassten
Impfstoffs ist nicht bei allen Menschen nötig», sagte Streeck. Eine
zweite Auffrischimpfung mit dem neuen Präparat mache Sinn für die
Gruppen, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) dies auch jetzt
schon empfiehlt, also bestimmten Gruppen mit einem Risiko für schwere
Verläufe - wie Menschen ab 60 Jahren.

«Es ist nicht der Fall, dass sich jeder junge, fitte, geimpfte Mensch
nun schnellstmöglich eine Dosis davon geben lassen muss -
insbesondere dann nicht, wenn man im Sommer eine Corona-Infektion
durchgemacht hat. Meist waren das bereits Ansteckungen mit der
Sublinie BA.5, was als Ersatz für den Booster gesehen werden kann.»
Er riet davon ab, sich nach einer Infektion gleich wieder impfen zu
lassen.

Streeck betonte, er wünsche sich eine klare Kommunikation der
Politik, für wen eine vierte Impfung mit dem angepassten Impfstoff
überhaupt notwendig ist. Dass es dazu bisher keine Stellungnahme der
Stiko gebe finde er vertretbar. «Angesichts der vorliegenden Daten
sehe ich keinen ganz akuten Handlungsbedarf. Denn man darf sich von
dem angepassten Impfstoff nun nicht zu viel versprechen und denken,
dass das jetzt der Gamechanger in der Pandemie wäre.»