AOK Plus: Viele Grundschüler in Sachsen und Thüringen mit Defiziten

Dresden/Erfurt (dpa) - Mehr als jeder dritte Grundschüler in Sachsen
und Thüringen hat Defizite in der Entwicklung, verhält sich auffällig

oder leidet unter einer psychischen Störung. Bei 37,3 Prozent der
sächsischen Kinder wurde im Vorjahr eine psychische Erkrankung oder
eine Verhaltensstörung diagnostiziert, in Thüringen lag der Anteil
bei 35,5 Prozent. Das geht aus einer Auswertung von Versichertendaten
der Krankenkasse AOK Plus hervor, die am Dienstag veröffentlicht
wurde. Von den 151 000 Grundschülern in Sachsen sind etwa 80 Prozent
bei der AOK Plus versichert, in Thüringen sind es knapp 55 Prozent.

Etwa jedes vierte Kind hat demnach Probleme mit der Sprache und bei
schulischen Fertigkeiten wie Lese-Rechtschreibstörung oder
Dyskalkulie. In beiden Bundesländern sind Jungen häufiger betroffen
als Mädchen. Bedenklich sind laut AOK Plus zudem die Zahlen zur
Zahngesundheit. Etwa 20 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen waren
2021 nicht beim Zahnarzt und rund acht Prozent wurden wegen Karies
behandelt.

Auch die Anzahl der übergewichtigen Grundschüler ist in beiden
Ländern während der Corona-Krise gestiegen: In Thüringen um 12,6 und

in Sachsen um 14,1 Prozent. «Die wachsende Anzahl an adipösen Kindern
ist alarmierend, denn die übergewichtigen Mädchen und Jungen von
heute sind die Diabetiker und chronisch Kranken von morgen», betonte
Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus.

Vorlesen, Mobilität und gesundes Essen sind demnach wichtig, um die
Gesundheitskompetenz der Kinder zu fördern. In einigen Schulen werde
bereits Gemüse und Obst angebaut und es liefen Kooperationen mit
Sportvereinen, erläuterte Striebel. Die Gesundheit der Grundschüler
zu stärken, sei jedoch auch eine gesamtgesellschaftliche
Verantwortung. «Wir sind überzeugt, dass beispielsweise ungesunde
Lebensmittel verpflichtend gekennzeichnet werden sollten. Für
überzuckerte und sehr kalorienreiche Lebensmittel darf es keine
Werbung geben.»

Während der Corona-Pandemie sind nach Angaben der Krankenkasse
hingegen klassische Kontaktkrankheiten wie Erkältungen, Scharlach und
auch Kopfläuse deutlich zurückgegangen. «Einen Infekt durchzumachen
ist für den Körper eines Kindes aber sehr wichtig und wird zumeist in
den Folgejahren nachgeholt», erläuterte Stefan Mertens vom
Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. So seien in seiner Praxis
in diesem Mai und Juni Infektionskrankheiten wie die Grippe deutlich
angestiegen.