Berlins Orchester vor Auftakt - Roth: Kultur kein Infektionstreiber

Berlin (dpa) - Mit den Philharmonikern und dem Konzerthausorchester
feiern zwei der international gefeierten Berliner Ensembles an diesem
Freitag ihren Saisonauftakt. Der Orchesterverband fürchtet bereits um
neuerliche Einbußen durch die Pandemie. Kulturstaatsministerin
Claudia Roth zählt den Kulturbereich «nicht zu den typischen
Infektionstreibern».

Die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Chefdirigent Kirill
Petrenko sind mit ihrem ersten Konzert nicht nur in der Hauptstadt zu
erleben. Die seit langem ausverkaufte traditionelle Saisoneröffnung
in der Philharmonie wird am Freitag (ab 18.30 Uhr) live in rund 100
Kinos im deutschsprachigen Raum übertragen. Zum Auftakt haben sich
Petrenko und das Orchester Gustav Mahlers siebte Sinfonie
vorgenommen.

Im Konzerthaus wenige hundert Meter entfernt eröffnet Christoph
Eschenbach am selben Abend seine letzte Saison am Chefpult des
Konzerthausorchesters. Zunächst stehen die von der Sopranistin Renée
Fleming gesungenen «Vier letzten Lieder» von Richard Strauss auf dem
Programm, bevor auch hier Mahler mit der fünften Sinfonie ertönt. Auf
den inzwischen 82-jährigen Eschenbach folgt die international
gefeierte Joana Mallwitz als Chefdirigentin.

Die Deutsche Orchestervereinigung fürchtet in der Pandemie neue
Einschränkungen für die Häuser. Die erkennbare Konsolidierung beim
Publikumszuspruch werde durch die anstehende Novelle des
Infektionsschutzgesetzes gefährdet, etwa durch Ausnahmen für das
Tragen von Masken. «Diese Regelung liefe darauf hinaus, dass in
Konzertsälen und Opernhäusern bei hohen Inzidenzen abermals mit
Einschränkungen der Sitzplatzkapazitäten zu rechnen wäre», sagte
Geschäftsführer Gerald Mertens in einer Mitteilung. Der Verband sieht
kein Infektionsrisiko, wenn das gesamte Publikum in Sälen mit fester
Bestuhlung konsequent Maske trage. «Was in Flugzeug, Bus und Bahn als
sicher gilt, sollte auch im Konzertsaal als sicher gelten.»

Kulturstaatsministerin Roth begrüßte die Einigung des Kabinetts zum
Infektionsschutzgesetz. Damit sei das Szenario erneuter pauschaler
Schließungen im Kulturbereich erstmal vom Tisch, sagte die
Grünen-Politikerin in Berlin. «Der Kulturbereich hat in der Pandemie
ganz besonders gelitten.» Kultur sei aber unverzichtbarer Teil des
Lebens, führe Menschen zueinander und mache die Gesellschaft stark.
«Der Kulturbereich zählt nicht zu den typischen Infektionstreibern»,

sagte Roth. Kultureinrichtungen hätten während der Pandemie
Hygienekonzepte entwickelt und etwa in die Lufthygiene der
Räumlichkeiten investiert.