Bericht: Starke Zunahme bei Ablassen von Abwasser an britischer Küste

London (dpa) - Die Menge ungeklärter Abwässer, die in Großbritannien

ins Meer und in Flüsse geleitet wurde, ist einem Bericht der
oppositionellen Labour-Partei zufolge in den vergangenen Jahren
massiv gestiegen. Das geht aus Daten der britischen Umweltbehörde
Environment Agency hervor, an die Labour durch eine sogenannte
Freedom-of-Information-Anfrage gelangte und die der Deutschen
Presse-Agentur am Sonntag vorlagen.

Demnach stieg die Zahl der Vorfälle, bei denen Abwässer ungeklärt
abgelassen wurden, zwischen 2016 und 2021 beinahe um das
Dreißigfache. Die Summe der Stunden, während denen die Abwässer an
verschiedene Orten teils zeitgleich in offene Gewässer flossen, stieg
im selben Zeitraum von etwas mehr als 100 000 auf 2,6 Millionen
Stunden. Insgesamt betrug die Summe der Stunden, in denen Abwässer
zwischen 2016 und 2021 in Gewässer flossen, etwa 9,4 Millionen.

Labours umweltpolitischer Sprecher Jim McMahon forderte strengere
Regeln für das Ablassen ungeklärter Abwässer. «Familien in
Großbritannien sollten sich nicht darum sorgen müssen, ob sie ihre
Hotspots an der Küste genießen können oder ob sie in mit Abwasser
verseuchtem Wasser schwimmen», schrieb McMahon am Samstag auf
Twitter.

Wegen starker Regenfälle hatten in den vergangenen Tagen etliche
Kläranlagen in Großbritannien ungeklärtes Abwasser in Flüsse und in
s
Meer abgelassen, um ein Überlaufen zu verhindern. Die Organisation
Surfers against Sewage hatte daher für Dutzende Strände Warnungen an
Badende ausgegeben. Auch Gesundheitsexperten hatten vor Infektionen
beim Baden in offenen Gewässern in Großbritannien gewarnt.

Befürchtet wird auch, dass die Tourismusbranche an der britischen
Küste unter der Verschmutzung leiden könnte, wenn das Land wie einst
in den 1970er-Jahren wieder als «dreckiger Mann Europas» bekannt
wird.